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Lerneinheit 4: Abstracts


Lerneinheit 5: Fremddaten und OPACs

Fremddaten für Bibliotheken

Fremddatenübernahme ist ein typisches Verfahren der kooperativen formalen und inhaltlichen Erschließung im Bibliotheksmanagement. Daten, die in einer Bibliothek oder einer zentralen bibliothekarischen Dienstleistungsstelle (Verbundzentrale, Die Deutsche Bibliothek, andere Natinalbibliotheken) aufgenommen werden, werden von anderen Bibliotheken, die die selben Bücher kaufen, übernommen.

Für den Zweck der Datenübernahme einigten sich die Bibliotheken auf ein gemeinsames Datenformat. Das in Deutschland übliche bibliothekarische Datenformat heißt MAB (Maschinelles Austauschformat für Bibliotheken). Das international verbreitete Format heißt MARC (machine readable records). In den Niederlanden und Deutschland ist weiterhin das PICA-Format bekannt. Es gibt Bestrebungen, auch in Deutschland das international gebräuliche MARC-Format einzuführen.

Inhaltserschließende Fremddaten

Für die inhaltliche Recherche in deutschsprachigen OPACs können Sie folgende zentral erstellten Fremddaten beziehen:

von Der Deutschen Bibliothek in Frankfurt in Titeldatensätzen:

  1. Klassifikatorische Daten (Notationen):
    • Sachgruppen der Deutschen Nationalbibliographie
    • in Zukunft: Notationen aus der DDC
  2. Verbale Daten (Schlagwörter):
    • RSWK-Schlagwörter mit Kategorienindikator
    • Permutationsmuster

von Der Deutschen Bibliothek in Frankfurt in Normdatensätzen der SWD:

  • SW-Ansetzungsformen
  • Alle Begriffsrelationen (Hierarchie: 1 Ebene)
  • Notation zur Klassifikation des SW
  • Länder-Code (zur Suche nach größeren geographischen Einheiten)
  • Sprach-Code
  • Zeitcode (zur Suche nach Zeitspannen)

zusätzliche (!) Daten von der EKZ in Titeldatensätzen:

  1. Klassifikatorische Daten (Notationen):
    • ASB
    • SfB
    • KAB
  2. Verbale Daten (Inhaltsangaben):
    • Annotation
    • Rezension

Fremdsprachige Fremddaten

Für Publikationen aus dem angelsächsischen Ausland und Frankreich ist mit englischsprachigen Schlagwörtern (Library of Congress Subject Headings) und französischen Schlagwörtern zu rechnen. Als klassifikatorische Daten werden Notationen der LoC (Library of Congress Classification) und der Dewey Decimal Classification geliefert.

Die Deutsche Bibliothek war an einem Projekt zur automatischen Übersetzung von englischen, französischen und deutschen Schlagwörtern beteiligt und wird außerdem in Zukunft die DDC verwenden. Zur Zeit muss allerdings die fremdsprachige Literatur in den Bibliotheken selbst erschlossen werden. Möglichkeiten der Übernahme deutschsprachiger Fremddatenen git es nur dann, wenn eine Verbundbibliothek dasselbe fremdsprachige Werk bereits erschlossen hat.

ekz-Datensatz im MAB-Format + SWD-Datensätze






    Übung 9: RSWK-Daten im OPAC

Übung 9 ansehen/
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Verwendung von RSWK-Daten in OPACs
Theorie

Halten wir uns zunächst daran, wie die Daten theoretisch gedacht sind und sehen wir dann unsere Erfahrungen mit Bibliothekskunden an.

Die Titeldatensätze im OPAC sind mit den Normdatensätzen der SWD über Identnummern verknüpft. Man kann sich in der SWD über zugelassene Schlagwörter und deren Begriffsrelationen orientieren und dann mit den passenden Schlagwörtern nach Titeldatensätzen suchen. Man kann auch direkt in den Titeldatensätzen suchen, bekommt aber als Ergebnis sowohl Titeldatzensätze als auch zur begrifflichen Orientierung Normdatensätze als Treffer angezeigt. Verweisungen zwischen Synonymen sollen automatisch funktionieren. D.h. wenn ein Kunde ein nicht zugelassenes Schlagwort eingibt, wird auotmatisch mit der zugelassenen Benennung weiter gesucht. (RSWK. 3. Überarb. und erw. Aufl. - 1998. § 20). Die Kategorienindikatoren werden mit dem Schlagwort angezeigt. Sie sollen als zusätzliche Selektionsmöglichkeit bei der Recherche dienen - z.B. "Suche dieses Wort nur als Personen-Schlagwort".

Kundenverhalten

Bibliotheskunden wissen nicht, was Normdatensätze sind. Sie verstehen nicht, was auf dem Bildschirm angezeigt wird, wenn sie auf einen treffen. Sie geben das Schlagwort, das ihnen gerade einfällt da ein, wo ein Eingabefenster ist (auch unter der Verfassersuche!) und erwarten, dass direkt danach Hinweise auf Bücher und Zeitschriftenaufsätze in verständlicher Form angezeigt werden. Kunden wissen nicht, was die kleinen Buchstaben (Indikator der Schlagwort-Kategorie) vor dem Schlagwort bedeuten.

Softwareabhängigkeit

Es hängt von der Bibliothekssoftware ab, ob man im OPAC in einem Register (präkoordinierter) Schlagwort-Ketten blättern kann oder ob man nur mit Einzel-Schlagwörtern suchen kann. Kann man nur mit Einzel-Schlagwörtern suchen, müssen sie ggfl. mit booleschen Operatoren verknüpft werden, was die meisten Bibliothekskunden nicht können. Viele Bibliotheksprogramme können aus den Fremddaten keine RSWK-Ketten generieren. Sie behandeln die gelieferten Daten als gleichordnende Indexate. Werden Ketten gebildet, ist es entweder möglich, alle Ketten anzeigen zu lassen, die den Suchterminus enthalten. Oder die Software kann außerdem Ketten permutieren, so dass man mit dem Suchterminus in einem Alphabetabschnitt der RSWK-Ketten springt.

Die Verwendung von klassifikatorischen Daten in OPACs
Theorie

Die Kunden schlagen in der jeweils angebotetenen Klassifikation die für ihr Anliegen geeignete Notation nach. Sie geben die ermittelte Notation in ein dafür vorgesehenes Eingabefeld ein. Die Datenbank gibt Datensätze mit dieser Notation aus. Bei 0 Treffern trunkiert der Kunde die Notation, um Literatur zu ähnlichen Themen zu ermitteln.

Kundenverhalten

So gut wie kein Kunde verwendet die Möglichkeit einer Recherche mit Notationen in OPACs. Das Angebot einer Recherche mit einer Klassifikation ist nur dann sinnvoll, wenn die Klassifikation als Browsingstruktur aufbereitet wird und ähnlich den bewährten Browsingshierarchien im Internet (Yahoo!) verwendbar ist.

SWD-Klassifikation, Sachgruppen Der Deutschen Bibliothek, Länder-, Sprach-, Zeitcodes ...

... können von Experten im Sinne einer Filterfunktion verwendet werden. Für OPAC-Nutzer werden sie selten angeboten.

Lesen Sie

Ursula Schulz: Wie der Schnabel gewachsen ist" - Über die Qualität von OPACs. In: BuB 50 (1998) 5, S. 345-351.



HAW Hamburg
Fachbereich BuI

9. März 2003 (updated)

Prof. Ursula Schulz