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Lerneinheit 3.3: Gleichordnendes und syntaktisches Indexieren


Lerneinheit 3.3: Gleichordnendes und syntaktisches Indexieren

Sehen Sie sich dieses Beispiel an. Thema eines Dokuments sei:

die Auswirkung der Abwärme von Kernkraftwerken auf die Ökologie von Fließgewässern

Gleichordnendes Indexieren

Das Dokument erhält folgende Deskriptoren ohne Relation zueinander. Es ist unter jedem dieser Deskriptoren zu finden:

  • Kernkraftwerk
  • Abwärme
  • Fließgewässer
  • Ökologie

Beim gleichordnenden Indexieren geht man davon aus, dass die gewünschten Suchbegriffe bei der Recherche durch den Anwender einer Datenbank mit Booleschen Operatoren mit einander in Verbindung gebrahct werden (Postkoordination):

Finde kernkraftwerk AND abwärme AND ökologie AND fließgewässer

Syntaktisches Indexieren

Der Indexierer stellt auch die syntaktischen Beziehungen zwischen den Deskriptoren dar.

... zum Beispiel so:

Abwärme. Kernkraftwerk (Auswirkung auf) Ökologie (von) Fließgewässer

... oder nur so:

Abwärme; Kernkraftwerk; Ökologie; Fließgewässer

Der Anwender der Datenbank findet ein präkoordiniertes Indexat vor. Er muss die Aspekte des gesuchten Inhaltes bei der Recherche nicht mehr selbst koordinieren. Das hat den Vorteil, dass er durch syntaktische Indexate stöbern und die jenigen markieren kann, die seiner inhaltlichen Vorstellung entsprechen.

Beispiel: Browsing in einem Index mit RSWK-Schlagwörtern in dem OPAC der UB Oldenburg (RSWK = Regeln für den Schlagwortkatalog)

Damit bei der Recherche ein Zugriff auf jeden Bestandteil der Kette gewährleistet ist, lässt man in konventionellen, linearen Speichermedien (Kartenkatalog, gedrucktes Register) die Kettenglieder permutieren, z.B.:

Abwärme ; Kernkraftwerk ; Fließgewässer ; Ökologie
Fließgewässer ; Ökologie ; Kernkraftwerk ; Abwärme
Ökologie ; Fließgewässer ; Kernkraftwerk ; Abwärme



Rollenindikatoren

Wie man in dem Beispiel oben sieht, gibt es auch bei Dokumentationssprachen unterschiedliche Möglichkeiten, syntaktische Beziehungen darzustellen:

  • Durch natürlichsprachliche Rollenindikatoren. Das sind Elemente einer Dokumentationssprache, die nicht alleinstehend verwendet werden dürfen. Sie geben die Rolle eines Indexterms in seinem jeweiligen spezifischen Zusammenhang an und können diesem entweder vor- oder nachgestellt werden. Vorteil: Die syntagmatischen Beziehungen der Deskriptoren untereinander sind eindeutig zu erkennen und allgemein verständlich:
  • USA (im) Geographieunterricht
    Geographieunterricht (in den) USA

  • Durch einfache Kettenbildung (z.B. RSWK). Nachteil: Die Beziehungen der Deskriptoren untereinander können unklar bleiben;
  • Geographieunterricht ; USA

  • Durch dokumentationssprachliche Rollenindikatoren. Vorteil: Die Beziehungen der Deskriptoren untereinander sind eindeutig zu erkennen und bei Datenbankrecherchen eindeutig zu verwenden; Nachteil: Sie sind nicht allgemein verständlich, müssen also erlernt werden.
  • Rollenindikatoren seien:

    (E) = Exportland
    (I) = Importland
    (W) = Ware

    Das Thema sei: Export von Kraftfahrzeugen von Frankreich nach Deutschland

    Syntaktisches Indexat:
    (E) Frankreich ; (I) Deutschland ; (W) Kraftfahrzeug

  • Durch Koppelungsindikatoren. Ein Kopplungsindikator ist ein an den Indexterm angehängter Code, der anzeigt, in welcher Reihenfolge die Indextermini zusammengehören.
  • Zuckerrübe(1) # Mais(2) # Weizen(3) # Import(1,2) # Export (1,2) # Anbau (3)
    Durch dieses Indexat könnte man den Import- und Export von Mais und Zuckerrüben sowie den Anbau von Weizen ausdrücken. (Beispiel vgl. Bertram 2005)


    Fachtermini, die Sie verstehen müssen
    • syntagmatische Begriffsbeziehungen / paradigmatische Begriffsbeziehungen
    • gleichordnendes Indexieren
    • syntaktisches Indexieren
    • Rollenoperator
    • Präkombination
    • Präkoordination
    • Postkoordination



    Lesen Sie

    DIN 31 623 Teil 3: Indexierung zur inhaltlichen Erschließung von Dokumenten (Stand: 9. 1988). (DIN-Taschenbuch; 154) [Signatur: 50.458 (4. Aufl.) II]


    HAW Hamburg
    Fachbereich BuI

    20. November 2004 (updated)

    Prof. Ursula Schulz