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Eine Notation ist eine künstliche Bezeichnung für eine Klasse in einem Klassifikationssystem. Diese Notation ist wie eine "Adresse" für die jeweilige Klasse, da durch sie der Ort jener Klasse innerhalb der Klassifikation angegeben wird.
In einer Bibliothek wird die Notation auch als Signatur bezeichnet. Anhand dieser Signatur kann ein Buch am richtigen Platz in der Bibliothek eingeordnet oder gefunden werden.
Die Notation besteht in der Regel aus einer Kombination von Buchstaben und / oder Ziffern und / oder Sonderzeichen. Die Buchstaben lauten meist folgendermaßen: A, B, C, ... bzw. a, b, c, ... Allerdings sollten bestimmte Buchstaben wie J, O und Q wegen der Verwechslungsgefahr vermieden werden. Die Ziffern werden meist in Form von 1, 2, 3 ... verwendet, nicht aber in lateinischer Schreibweise (I, II, III, etc.). Die Sonderzeichen wie . , / < > - dienen in der Kombination mit den Buchstaben und / oder Ziffern zur Erläuterung. Die Sonderzeichen sollten jedoch möglichst nicht oder nur sparsam verwendet werden.
Wird nur eine Sorte von Symbolen, d.h. Buchstaben oder Ziffern, verwendet, so wird die Notation als reine Notation bezeichnet. Bei der Kombination von Buchstaben und Ziffern wird von einer gemischten Notation gesprochen. In diesem Zusammenhang muß besonders auf eine genaue Schreibweise geachtet werden, damit beispielsweise O und 0 oder l, I und 1 unterschieden werden können. Dafür ist bei der gemischten Notation ein größerer Zeichenvorrat vorhanden, wodurch die Bildung kürzerer Notationen, d.h. weniger Stellen, möglich ist. Diese wiederum lassen sich aber wegen der Vielfalt der Symbole nicht so einfach wie eine reine Notation merken.
Werden die Klassen der verschiedenen Ebenen miteinander kombiniert, d. h. die Symbole der über- und untergeordneten Klassen werden zu einer langen Zeichenkette zusammengefügt, spricht man von einem hierarchischen Notationssystem. In diesem Fall ist es notwendig, daß Trennzeichen vorhanden sind. Zum Beispiel durch den Wechsel der Zeichenart: TbgMeBc oder B374G26Y1979. Oder durch die Einführung von Sonderzeichen. Zudem ist bei der Erstellung von Notationen häufig das Ziel, dass die Notationen stets gleich lang sind. Daher werden die Notationen in den höheren Ebenen mit Nullen aufgefüllt, wie bei der Dewey Decimal Classification: 600 Technology, 660 Chemical Engineering and related technologies, 663 Beverage Technology, 663.2 Wine and Wine Making
Die Notation sollte derart gestaltet sein, dass jede Klasse eine Notation erhält bzw. erhalten kann, denn Notationen müssen auch an zukünftige, noch zu schaffende Klassen vergeben werden können. Ist eine Notation nicht mehr erweiterbar, so wird sie als "arithmetisch" bezeichnet. Dies ist z.B. der Fall, wenn bei einem Klassifikationssystems eine Notation aus Buchstaben stets mit drei Stellen gebildet wird und der Zeichenvorrat aufgebraucht ist.
=> Die Notation besteht demnach aus einer Kombination von Symbolen, welche eine Klasse eines Klassifikationssystem bezeichnet.
Ziel: Darstellung von Begriffssystemen.
Mit Hilfe der Notationen können Begriffe und ihre Beziehungen untereinander in verkürzter, übersichtlicher Form dargestellt werden. Das Notationssystems spiegelt demnach in seinem Aufbau die Struktur, die Ordnung des Klassifikationssystems wider.
Übrigens ist die Erstellung eines Notationssystems für eine Klassifikation zwingend notwendig, nicht aber für einen Thesaurus. Bevor ein Notationssystem für eine Klassifikation entwickelt wird, sollte die Ordnung der Klassen bereits festgelegt sein.
4.1. Numerische Notation
Die numerische Notation ist dezimal aufgeteilt, d. h. für die Notation werden
die Zahlen 0 bis 9 bzw. 1 bis 9 verwendet.
4.1.1. Dezimale Unterteilung
Werden die Zahlen 0 bis 9 gebraucht, spricht man von einer dezimalen
Unterteilung der numerischen Notation. Es stehen also 10 Symbole zur Bildung
der Notationen zur Verfügung.
Beispiel:
Auszug aus der DDC = Dewey Decimal Classification
4.1.2. Nonische Unterteilung
Werden die Zahlen 1 bis 9 gebraucht, spricht man von einer nonischen Unterteilung der numerischen Notation. In dieser Notation hat die 0 die Funktion, Leerstellen aufzufüllen. Es stehen also lediglich 9 Symbole zur Bildung der Notationen zur Verfügung.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis4.2. Alphabetische Notation
Bei der alphabetischen Notation kann die Mnemotechnik angewendet werden. Die Mnemotechnik ist ein Verfahren zur Erhöhung der Merkfähigkeit. So kann die Notation geo oder Geo für die Klasse Geographie stehen. Jedoch darf die Ordnung des Klassifikationssystems nicht zu Lasten von verständlichen Notationen gehen.
Beispiel: Die Bibliographic Classification ist eine alphabetische Notation. C steht für Chemistry. UA steht für Agriculture (eine Unterklasse der Useful Arts).
4.3. Alphanumerische Notation
Die alphanumerische Notation hat einen großen Zeichenvorrat. Es stehen nämlich 26 Symbole aus dem Alphabet und 10 Ziffer-Symbole sowie eventuelle Sonderzeichen zur Bildung der Notationen zur Verfügung.
Beispiele:
ASB = Allgemeine Systematik für Bibliotheken
LCC = Library of Congress Classification
5.1. Hierarchische Notation
Die hierarchische Notation spiegelt die Beziehungsstruktur des Klassifikationssystems wider. Die jeweils untergeordnete Klasse erhält ein zusätzliches Symbol. Dadurch sind hierarchische Notationen meist länger als sequentielle. Jedoch ermöglicht es die hierarchische Notation, den abgesuchten Bereich zu verengen oder zu erweitern.
Beispiel:
Die Dewey Decimal Classification ist eine hierarchische Notation. In dieser
Notation dient das Sonderzeichen nicht zur Trennung von der verschiedenen
Ebenen, sondern wird zur besseren Lesbarkeit immer nach 3 Zahlen eingeführt.
796.2 Ballspiele
796.33 Ballspiele mit dem Fuß
796.333 Rugby und amerikanischer Fußball
796.334 Fußball
796.34 Ballspiele mit Schlägern
796.342 Tennis
5.2. Sequentielle Notation
Die sequentielle Notation (auch enumerativ, d.h. aufzählend, genannt) ist eine benutzerfreundlich kurze Notation, die jedoch nicht so informativ ist wie die hierarchische Notation, da sie nichts über die Hierarchie-Struktur der Klassifikation aussagt.
Beispiel:
Die Bibliographic Classification ist eine sequentielle Notation.
HKE Ballspiele
HKF Ballspiele mit dem Fuß
HKG Fußball
HKH Hockey
HKI Polo
HKJ Lacrosse
5.3. Hierarchisch-sequentielle Notation
Bei der hierarchisch-sequentiellen Notation besteht die Notation sowohl aus sequentiellen als auch aus hierarchischen "Bausteinen". Die Internationale Patentklassifikation ist eine hierarchisch-sequentielle Notation. In den höheren Ebenen ist die Notation hierarchisch ausgeprägt, in den niedrigeren sequentiell.
- Individualität, d.h. jede Notation darf nur einmal vorkommen
- Flexibilität, d.h. die Notation muß neue Unterteilungen in der gleichen Ebene zulassen können
- möglichst Widerspiegelung der Struktur des Klassifikationssystems
- Hospitalität (d.h. Erweitungsfähigkeit), sowohl "hospitality in chain", d.h. daß noch weitere Notationen untergeordnet werden können und "hospitality in array", d.h. daß noch weitere Notationen der gleichen Ebene hinzugefügt werden können
- leichte Verarbeitbarkeit (einfach zu sprechen, zu lesen, zu schreiben und zu drucken)
- möglichst kurz
- geringe Fehlerträchtigkeit, d.h. die Notationen dürfen sich nicht zu sehr ähneln
- leicht zu merken
- Beständigkeit
- Möglichkeit, unterschiedlich tief zu klassifizieren
- geringer Entwurfsaufwand
Zurück zum InhaltsverzeichnisVorteile:
- bessere Übersichtlichkeit
- Adressierung der Klassen
- Widerspiegelung des Klassifikationssystems, wodurch die Suche einfach eingeengt oder ausgeweitet werden kann
- bei Verwendung einer mnemotechnischen Funktion wird das Behalten des Klassifikationssystems erleichtert
- kürzere Beschreibung für eine Kombination aus Begriffen
- Platzersparnis beim Indexieren
- Möglichkeit, Klassen zu beschreiben, für die kein natürlicher Name vorhanden ist.
- sprachenunabhängige, neutrale Darstellung bei mehrsprachigen Klassifikationen möglich
Nachteile:
- gewisse Einarbeitung in das Notationssystem notwendig => Laien benötigen zur Orientierung ein alphabetisches Register
Zurück zum Inhaltsverzeichnis- Unterrichtsmaterial von Frau Spree
- DIN 32 705: Klassifikationssysteme: Erstellung und Weiterentwicklung von Klassifikationssystemen - Berlin: Beuth Verlag GmbH, Januar 1987
- Ladewig, Christa: Grundlagen der inhaltlichen Erschließung - 1. Ausgabe - Berlin: Typowerkstätten des Bodoni Museums, 1997 - ISBN 3-00-001480-2
- Buchanan, Brian: Bibliothekarische Klassifikationstheorie - München: Verlag Saur, 1989 - ISBN 3-598-10778-9
- Lorenz, Bernd: Klassifikatorische Sacherschließung: Eine Einführung - Wiesbaden, Verlag Otto Harrassowitz, 1998 - ISBN 3-447-04003-3
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