(Ursula Schulz)
OPACs sind die neuen elektronischen Kataloge in Bibliotheken. OPAC heißt Online Public Access Catalogue. Public access? Ach, tatsächlich?! Hunderte von Studien belegen immer wieder, daß OPACs in Wirklichkeit für Bibliothekare gemacht sind. Firmen, die Bibliothekssoftware mit integrierter OPAC-Funktion verkaufen, wissen nichts über ihre Anwender, denn ihre Verhandlungspartner und Kunden sind Bibliothekare - nicht Bibliotheksbenutzer.
Junge Bibliotheksbenutzer sollen für das Bücherlesen gewonnen werden. Bibliothekare beklagen, daß Kinder sich aber viel mehr für Computer-Spiele interessieren. Was liegt näher, als die Anziehungskraft der Computer zu nutzen, um Kinder auf tolle Bücher aufmerksam zu machen! Für diesen Zweck wirken die in unseren Bibliotheken üblichen OPACs aber in erster Linie abschreckend: Ihre Benutzungsoberfläche ist unverständlich und die in ihnen enthaltenen Daten sind für Erwachsene - vor allem für Bibliothekare.
Mit BÜCHERSCHATZ wurde am FB Bibliothek und Information ein Prototyp eines Kinder-OPACs für ca. 7-11-Jährige entwickelt, wie es ihn auf dem Bibliothekssoftware-Markt noch nicht gibt. Ca. 20 Studierende des Fachbereichs, zwei Informatikerinnen der Universität Hamburg, Expertinnen für Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit, ein Grafiker und Kinder aus Hamburger Schulen wirkten zusammen, bis sie eine überzeugende Software mit attraktiver grafischer Oberfläche, purer Mausbedienung und anregenden Buchbeschreibungen vorführen konnten. BÜCHERSCHATZ wurde in alle Welt verschickt und bei verschiedenen Tagungen und Workshops präsentiert.
Letztes Jahr wurde BÜCHERSCHATZ einem internationalen Fachpublikum in Kopenhagen vorgestellt. Die Präsentation war ein Erfolg und Anlaß für den Beginn eines zweiten Projekts: Der bestehende Prototyp soll nun unter Bereinigung der Features, die Kinder in den Tests nicht verstanden hatten, zu einer neuen Software für die Lesewerbung durch attraktive Buchpräsentationen entwickelt werden. Bücher-Reise - so heißt das neue Projekt und Produkt - erhält außerdem Ein- und Ausgabeschnittstellen für neue Buchpräsentationen und eine Möglichkeit für Kinder, eigene Bewertungen für gelesene Bücher einzugeben, die andere Kinder dann ansehen können.
Die Navigation durch Bücher-Reise wird durch die Metapher einer Reise (zwecks Schatzsuche!) unterstützt, wobei die Kinder die Metapher zwar nicht bemerken, die Grafiken aber intensiv für die eigene Orientierung nutzen. Das Universum der Kinderbuchthemen wird nicht durch Grafiken, sondern durch beschriebene Themenkärtchen mit kindgerechten Texten (z.B. "Fass mich nicht an!" - anstelle von Mißbrauch, "Kriechtiere und Krabbeltiere" - anstelle von Insekten und Reptilien) aufgeblättert. So lernen die Kids, ihre Lesewünsche zu benennen. Hinter den Themenkärtchen steht eine kleine Klassifikation mit 2-3 Hiercharchiestufen von potentiell 300 Kinderbuchthemen. Die Buchbeschreibungen in Bücher-Reise unterscheiden sich wesentlich von den üblichen bibliographischen Daten; deshalb wurden keine ekz-Daten übernommen, sondern ein kindgerechtes Konzept zur Kinderbucherschließung vorgelegt. In den Buchbeschreibungen enthalten sind: Titel, Autor, eine Angabe, ob Bilder im Buch sind, eine Annotation, die das Kind direkt anspricht, eine Textprobe und das Buchcover.
Die hinter der Suchoberfläche stehende Access-Datenbank enthält auch Daten, die Erwachsene interessieren, z.B. Verlag und ISBN. Auf diese Daten kann über die Eingabeschnittstelle für Erwachsene zugegriffen werden. Von hier aus sind auch Suchen nach bestimmten Büchern, Korrekturen und der Ausdruck von einfachen Listen möglich.
Noch in diesem Jahr soll Bücher-Reise so weit gediehen sein, daß eine CD-ROM hergestellt und die Software an Lehrer, Bibliotheken und Buchhändler verkauft werden kann.
Die Projekte BÜCHERSCHATZ/Bücher-Reise sollen zwei Prinzipien vermitteln:
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