Ulrike Spree 2003
Fachbereich Bibliothek und Information
Hochschule fuer Angewandte Wissenschaften Hamburg




Ulrike Spree ist seit 1999 Professorin an der Hochschule fuer Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Sie unterrichtet am Fachbereich Bibliothek und Information in den Faecher Wissensorganisation und Informationsdienstleistungen.


Informationsmarkt; Wissensmarkt; Medienmarkt; Medienkonzentration; Informationspolitik; Informationsversorgung; Informationsfreiheit; Privatisierung; Online-Dienste; Fachinformation; Urheberrecht

Es wird ein ueberblick ueber die dynamischen Prozesse der Wissensgenerierung und Informationsvermarktung mit Schwerpunkt auf den deutschen Markt gegeben. Einleitend werden zentralen Begriffe Wissen, Information und Informationsmarkt erlaeutert und der Informationsmarkt quantitativ eingegrenzt. Grundlegende Strukturen des Informationsmarktes und fuehrende Akteure auf den globalen Wissens- und Informationsmaerkten werden exemplarisch vorgestellt und Interessendivergenzen zwischen privatwirtschaftlichen, staatlichen und privaten Akteuren aufgezeigt. Als wichtiges Kennzeichen der zeitgenoessischen Wissens- und Informationsmaerkte wird das durch die Digitalisierung gefoerderte Zusammenwachsen ehemals getrennter Maerkte, beispielsweise der Fachinformationsmaerkte und der Publikumsmaerkte herausgearbeitet. Abschließend werden Perspektiven aufgezeigt, wie ein Interessenausgleich zwischen den divergierenden Interessen erwirkt werden kann.





Wissensproduktion und Informationsmarkt. Tendenzen und Akteure

"If knowledge were not itself one of the supports of morality, it would not have been worthy of the commendations which have universally been bestowed upon it; nor would its diffusion deserve the warm encouragement it has uniformly received from an enlightened philanthropy." (George Craik: "The Pursuit of Knowledge Under Difficulties" 1830)



1 EINLEITUNG 2
1.1 Das Problem 2
1.2 Zielsetzung 4
2 WISSENSPRODUKTION UND INFORMATIONSMaeRKTEDIE WARE INFORMATION 5
2.1 Der Begriff Informationsmarkt 6
2.2 Wie viel Information? 13
3 AKTEURE AUF DEN GLOBALEN INFORMATIONS- UND WISSENSMaeRKTENGEWINNER UND VERLIERER 15
3.1 Elektronische InformationsdiensteInformationswirtschaft im engeren Sinn 15
3.2 Publikumsmaerkte - Die Medienbranche 18
3.3 Szenen aus dem Wissens- und Informationsmarkt 20
3.3.1 Der privatwirtschaftliche Bereich: von multinationalen Konzernen und Garagenfirmen 20
Fallbeispiel 1: AOL 21
Fallbeispiel 2: Google 23
3.3.2 Der oeffentliche Bereich: PrivatisierungAusverkauf oder Chance? 26
3.3.3 Netzkulturder Graswurzelbereich 30
3.3.4 Fazit: Wissens- und Informationsmaerkte im Umbruch 31
4 SCHAFFUNG EINES INTERESSENGLEICHGEWICHTS AUF DEN INFORMATIONS- UND WISSENSMaeRKTEN: GESELLSCHAFTLICHE, POLITISCHE UND WIRTSCHAFTLICHE HANDLUNGSFELDER 33
4.1 Politische Steuerung des Informationsmarktes 34
4.2 Wer soll das bezahlen? Was ist 'free# und was 'for fee'? Herausforderungen fuer die WirtschaftEntwicklung neuer Geschaeftsmodelle 36
4.3 Privatisierungs- und Globalisierungskritik 37
5 FAZIT: DER SCHWERE STAND VON WISSEN UND INFORMATION ZWISCHEN KURZFRISTIGEN VERMARKTUNGS-INTERESSEN UND DEM STREBEN NACH NACHHALTIGKEIT 38
6 BIBLIOGRAPHIE 41


1 Einleitung

1.1 Das Problem

„Society is held together by communication and information“ (vgl. Boswell 1960, 949) behauptete bereits vor mehr als 200 Jahren der englische Lexikograph Samuel Johnson. Die Auseinandersetzung mit der Frage, welche Rolle die Wissens- und Informationsvermittlung fuer das menschliche Zusammenleben, das wirtschaftliche Wohlergehen und den gesellschaftlichen und politischen Fortschritt spielt, ist also nicht so neu, wie uns manchmal die aktuellen Diskussionen ueber Informations- und Wissensgesellschaft vermuten lassen (vgl. Brint 2001, 101). Verstaendlicherweise stehen diese Fragen vielmehr seit Jahrhunderten im Interesse von Gelehrten und Wissenschaftlern, als denjenigen, die altes Wissen bewahren und neues Wissen schaffen. Vor allem dann, wenn die Entwicklung neuer Vervielfaeltigungstechniken (z. B. Druckverfahren) und/oder Medien (Rundfunk) neue Rezipientengruppen eroeffnete, erweiterte sich diese Diskussion ueber den engen akademischen Kreis hinaus zu einer oeffentlichen Diskussion ueber die Frage, welche Personengruppen, zu welchen Bedingungen Zugang zu welchem Wissen und zu welchen Informationen erhalten sollten (vgl. Knoche 1986).1
Eine solche in ihrem Einfluss kaum zu unterschaetzende technologische Veraenderung haben wir in den vergangenen 10 Jahren erlebt: die Digitalisierung von Information und die Durchdringung aller Lebens- und Arbeitsbereiche mit neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (vgl. Deutscher Bundestag 2002, 260).
Der aufmerksamen Leserin wird in meinen Worten der unwillkuerliche Wechsel von Wissen zu Information nicht entgangen sein. Dies ist kein Zufall, sondern typisch fuer das Reden ueber Wissen und Information, haeufig werden die Begriffe synonym verwendet, bzw. ein Begriff wird verwendet, um einen anderen zu erlaeutern. Jeglicher Versuch einer allgemeingueltigen Definition dieser beiden Begriffe ist bisher daran gescheitert, dass zu viele unterschiedliche Perspektiven, sei es aus dem Bereich der Informatik, der Medien, der oekonomie in die Definitions-Bemuehungen eingehen (vgl. Spree 2002, 6ff). Trotz zahlreicher Polemiken, dass Information und Wissen zu bloßen inhaltsleeren Schlagworten verkommen seien, koennen wir uns im Alltag in der Regel ganz gut darueber verstaendigen, was wir jeweils meinen, wenn wir von Wissen und Information sprechen. In einem wissenschaftlichen Kontext empfiehlt es sich hingegen, die jeweiligen Begriffe konkreter zu fassen. Die folgenden ueberlegungen gruenden auf der Definition des Informationswissenschaftlers Rainer Kuhlen. Kuhlen definierte 1995 in seiner grundlegenden Untersuchung des Informationsmarktes Wissen als die „Summe der bisherigen begruendbaren, individuellen oder kollektiven Erfahrungen, Erkenntnisse und Einsichten“. (vgl. Kuhlen 1995, 38). Wissen ist an einen Wissenstraeger, eine Person, eine Organisation, oder aber auch einen bestimmten Kulturkreis oder gar die Menschheit gebunden. Unter Information fasst Kuhlen den Teil des Wissens, der zur Loesung von konkreten Problemen eingesetzt wird. In diesem Sinne ist Information nicht als Wissen schon verfuegbar, sondern muss erst aus den verschiedenen Wissensdarstellungen erarbeitet werden (vgl. Kuhlen 1995, 41). Information ist also das Ergebnis einer Arbeitsleistung, ein Produkt. Kuhlen bringt diesen Zusammenhang auf die griffige Formel „Information ist Wissen in Aktion“ (Kuhlen 1995, 42). Eine „informierte Gesellschaft“ ist dann eine demokratische Gesellschaft muendiger Buerger (Kuhlen 1995, 48). Waehrend die systematische Unterscheidung zwischen Wissen und Information, die Kuhlen getroffen hat, auch heute noch weitgehend geteilt wird, wird sein positiver Informationsbegriff als Synonym fuer handlungsrelevantes Wissen, auf dem eine Gesellschaft aufbauen sollte, heute skeptischer betrachtet. Viele kritische Stimmen konstatieren eine Verflachung des Informationsbegriffs zur rein technischen Groeße, die Reduzierung der Informationsgesellschaft auf die Informatikgesellschaft (Wersig 2000, 462). So wird unter Berufung auf den Ausbau der Informationsgesellschaft dann vor allem der Aufbau leistungsstarker Datennetze gefordert. Man kann es wohl als Ausdruck einer tief greifenden Skepsis gegenueber dem Informationsbegriff deuten, dass die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags zum Thema Globalisierung 2002 Wissen als dem nachhaltigeren Konzept den Vorrang gibt, indem sie Wissen als die „Veredelung von Informationen“ definiert (Deutscher Bundestag 2002, 259). Schauen wir uns zur Einstimmung auf die quantitativen und qualitativen Wandlungen im Umgang mit Wissen und Information, die wir in den letzten 20 Jahren mit erlebt haben, zunaechst zwei Szenen an.

Wissenschaftler im Informationsparadies?
Frau Dr. S. hat 1994 ihre Doktorarbeit abgeschlossen. Die Materialen, Exzerpte und Fotokopien, die sie dafuer benoetigte, finden in ungefaehr 10 Aktenordnern Platz, zusaetzlich besitzt sie noch einen Schuhkarton mit Mikrofilmen, die sie in Bibliotheken in Deutschland, Großbritannien und Frankreich in Auftrag gegeben hat. Einmal abgesehen von den Reisekosten und den Kosten fuer Fernleihbestellungen fuer Buecher, hat sie mehrere 1000 DM fuer die Beschaffung dieser Materialieneine Fotokopie kostete teilweise noch 1 DM - ausgegeben.
Der Doktorvater von Frau S., der 20 Jahre frueher seine Arbeit abgeschlossen hatte, konnte seine Materialien in 2 Aktenordnern und einem Schuhkarton unterbringen. Das Fotokopieren war noch nicht ueblich und wichtige Textstellen mussten mit der Hand abgeschrieben bzw. zusammengefasst werden. Allerdings musste, oder konnte, er fast ein Jahr in verschiedenen Archiven und Bibliotheken im In- und Ausland verbringen, um vor Ort die benoetigten Buecher und Archivalien lesen zu koennen.
Zur Vorbereitung auf den vorliegenden 20 seitigen Artikel wurden Dateien im Umfang von mehr als 10.000 Kilobyte auf der Festplatte eines PC's gespeichert. Zur Beschaffung dieser Materialien musste die Autorin den heimischen Arbeitsplatz nicht verlassen und bei den gespeicherten Dokumenten, z. B. oeffentliche Gutachten, Zeitungs- und Zeitschriftenartikel und Vorlesungsskripte, handelt es sich um bis auf wenige Ausnahmen frei ueber das Internet zugaengliche Texte.

Meine Beitraege gehoeren mir
Irgendwann Ende der 1990er Jahre im Archiv einer deutschen oeffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt. Hoerfunkjournalist K. bedankt sich ueberschwaenglich bei einer Archivmitarbeiterin fuer die reichhaltige Zusammenstellung von Archivmaterialien ueber den soeben verstorbenen Unterhaltungsstar X. Aus dem gelieferten Material, das, wie er schon der Kurzbeschreibung in der Datenbank entnommen hat, viele wertvolle Originaltoene von X enthaelt, wird K., wieder einmal damit beauftragt, einen Radionachruf zu produzieren, einen ansprechenden Beitrag gestalten koennen.
Zwei Wochen spaeter, Herr K. steht wieder im Archiv, diesmal allerdings tobend. Gerade hat er einen Beitragvon einer freien Mitarbeiteringehoert ueber die soeben verstorbene Saengerin Y, in dem von ihm, K., produzierte Originaltoene verwendet wurden. Wenn so etwas noch mal passiere, dass das Archiv Beitraege, die von ihm produziert wurden, zur Wiederverwendung an andere, besonders freie Mitarbeiter, weitergebe, werde er demnaechst seine Beitraege nicht mehr dem Archiv zur Verfuegung stellen. Er, ein Redakteur im oeffentlich-rechtlichen Rundfunk, produziere seine Beitraege doch nicht, damit freie Mitarbeiter sie ausschlachten koennten und damitauf seine Kostendie dicken Honorare fuer ihre Beitraege einstreichen koennten…

Die beiden oben geschilderten Situationen genuegen, um zu illustrieren, wie facettenreich das Thema Wissensproduktion und Informationsmarkt ist. Bedeuten mehr Daten auch mehr Wissen und mehr Information? Wie veraendern sich Wissenserwerb und Informationsaustausch durch die Tatsache, dass immer mehr Materialien in elektronischer Form zugaenglich sind? Wem gehoeren eigentlich mit oeffentlichen Mitteln hergestellte Informationen? Wie bemisst sich ueberhaupt der Wert und der Preis von Wissen und Information, und wer soll dafuer bezahlen?

1.2 Zielsetzung

Ziel dieses Beitrages ist es, einen ueberblick ueber die sich derzeit rasch wandelnden Prozesse der Wissensgenerierung und Informationsvermarktung zu geben. Wo, von wem und unter welchen Bedingungen entsteht Wissen bzw. wird Wissen produziert, und ueber welche Kanaele wird es an welche Nutzer/Kunden weitergegeben? Anders formuliert: Wie ist der Austausch zwischen Informationsanbietern und Informationsnachfragern gestaltet? Zur Konkretisierung des Themas sei noch einmal Dr. Johnson, unser Lexikonproduzent aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert, zitiert. „Knowledge is of two kinds. We know a subject ourselves, or we know where we can find information upon it. When we enquire into any subject, the first thing we have to do is to know what books have treated of it. This leads us to look at catalogues, and at the backs of books in libraries.” (Boswell 1960, 627).2 Wenn im folgenden von Informationsmarkt die Rede ist, muessen wir immer beide Aspekte im Blick haben: die Wissensproduzenten etwa in Universitaeten und wissenschaftlichen Instituten, also diejenigen, die das Wissen selber erarbeiten, und diejenigen, die diese Wissensbestaende erschließen und fuer andere zugaenglich machen. Wissens- und Informationsmaerkte lassen sich nach diesem Verstaendnis nicht auseinanderdividieren. Wissen wird immer erst dann marktfaehig, wenn es durch vielfaeltige Informationsarbeit aufbereitet und zugaenglich gemacht wird.
Die Strukturen der Wissensproduktion und des Informationsmarktes veraendern sich so rasch wie nie zuvor. Zur Illustration nur zwei Beispiele: US-Schaetzungen sagen eine Steigerung der Anzahl von Webseiten weltweit von 2, 1 Milliarden 1999 auf 16, 5 Milliarden 2003 voraus. Die beliebte Suchmaschine google.com gibt an, dass sie 3,083,324,652 Webseiten durchsucht (Startseite google.com, zit. 04.01.2003). Gleichzeitig ist das Internet bei einer durchschnittlichen Lebensdauer einer Internetseite von zwei Jahren ein extrem fluechtiges Medium.3 Wie andere Wirtschaftsbranchen, z. B. die Medien- und Unterhaltungsbranche, zeichnen sich die nationalen und globalen Informationsmaerkte durch Firmenzusammenschluesse, -uebernahmen, -verkaeufe und haeufige personelle Veraenderungen in den Fuehrungsetagen aus. Eine Darstellung von Tendenzen und Akteuren auf dem Informationsmarkt kann deshalb immer nur eine Momentaufnahme sein. Die im folgenden festgehaltene Marktsituation hat sich vielleicht bis zur Drucklegung dieses Artikels schon wieder voellig veraendert. Aus diesem Grunde werden in den folgenden Ausfuehrungen ueberlegungen zu laengerfristigen Strukturen und Tendenzen des Informationsmarktes mit der Darstellung einiger weniger Fallbeispiele verknuepft.

2 Wissensproduktion und InformationsmaerkteDie Ware Information

ueber die Veraenderung des Wechselspiels zwischen Wissensproduktion und Informationsmarkt sowie die Eingrenzung dessen, was jeweils genau unter Informationsmarkt oder –maerkten zu verstehen ist, wird seit den 1960er Jahren in unterschiedlichen Disziplinen kontrovers diskutiert (vgl. Bell 1973 und Machlup 1984). Jenseits aller Kontroversen besteht weitgehender Konsens ueber drei Trends (Deutscher Bundestag 2000, 260):

1. Der tertiaere Bereich oder Dienstleistungssektor spielt, sowohl was die Zahl der Beschaeftigten als auch seinen Anteil am Bruttosozialprodukt angeht, eine immer groeßere Rolle. In den Industriegesellschaften sind bis zu zwei Drittel der Beschaeftigten dem Dienstleistungssektor zuzurechnen.
2. Investitionen in die Wissensproduktion und –verteilung sind ein immer wichtiger werdender oekonomischer Erfolgsfaktor, sowohl fuer einzelne Wirtschaftsunternehmen als auch fuer Volkswirtschaften insgesamt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch haeufig von der Wissensbasierung oekonomischer Prozesse.
3. Durch die Digitalisierung und wachsende Vernetzung vor allem durch das Internet koennen immer mehr Gueter und Dienstleistungen ueber elektronische Netze produziert und gehandelt werden. Eine Entwicklung, von der sich die Akteure bei sinkenden Transaktionskosten4 eine gleichzeitige Steigerung der Effizienz versprechen.


2.1 Der Begriff Informationsmarkt

Unser heutiges Verstaendnis eines Informationsmarktes geht auf die Arbeiten des amerikanischen Sozialwissenschaftlers Porat (vgl. Porat 1976) zurueck, der 1976 zwischen einem primaeren und einem sekundaeren Informationssektor unterscheidet. Der primaere Informationssektor ist nach Porat der eigentliche Informationsmarkt, verstanden als oeffentlicher Austausch von Informationsprodukten und Informationsdienstleistungen. Dem sekundaeren Informationssektor rechnet Porat alle Informationsdienstleistungen zu, die fuer den internen Gebrauch in oeffentlichen oder privaten Institutionen bestimmt sind. Im sekundaeren Informationssektor werden also keine vermarktbaren Informationsprodukte als solche erzeugt, sondern Informationsdienstleistungen erbracht, die andere innerorganisationelle Taetigkeiten unterstuetzen. Unter dem Oberbegriff Informations- oder Wissensmanagement beschaeftigen sich so unterschiedliche Disziplinen wie Wirtschaftswissenschaften, Informatik oder Bibliothekswissenschaften mit der Optimierung der internen Informationsfluesse. Die folgenden ueberlegungen beziehen sich vor allem auf den primaeren Informationssektor als dem Informationsmarkt im eigentlichen Sinne. Allerdings sind die uebergaenge zwischen den beiden Bereichen fließend, da man beruecksichtigen muss, dass die Ergebnisse interner Informationsdienstleistungen, etwa in Form von intelligenten Softwareprogrammen zur Steuerung interner Wissensfluesse, ihrerseits auf dem Informationsmarkt gehandelt werden.
Inwiefern ist es gerechtfertigt, von einem Markt fuer Informationen zu sprechen? Von Maerkten spricht man aus volkswirtschaftlicher Perspektive nur da, wo Waren ausgetauscht werden, sei es gegen andere Waren als Tauschwerte oder gegen Geld. Von Marktwirtschaft spricht man hingegen sogar nur dann, wenn ueber diesen Austausch ein Gewinn erzielt wird (Wirtschaftslexikon 2003, Artikel Marktwirtschaft).
Die Weitergabe von und der Austausch ueber Informationen und Wissen galt und gilterinnern wir uns an Dr. Johnsons Formulierung „society is held together by communication and information“ - als ein menschliches Grundbeduerfnis, die Basis jeden gesellschaftlichen Zusammenlebens. Das Grundgesetz schuetzt im Artikel 5 ausdruecklich das Recht auf "freie Meinungsaeußerung", "Pressefreiheit" und die Freiheit von "Forschung und Lehre".5 Es ist also keineswegs selbstverstaendlich, vom Informationsaustausch in den Marktkategorien von Angebot und Nachfrage zu denken. Der Vorstellung vom Informationsmarkt mit Anbietern und Nachfragern steht das Konzept des freien Flusses von Informationen, oder wie der haeufig verwendete englische Begriff lautet, der „dissemination“ von Informationen, gegenueber. Informationen sind im ueberfluss vorhanden und werden frei weitergegeben. Solange Informationen ein im ueberfluss vorhandenes Gut sind, laesst sich nicht mit ihnen handeln. Warum sollte jemand eine Gegenleistung fuer eine Leistung geben, die frei verfuegbar ist?
Bevor wir uns naeher mit den besonderen Bedingungen des Wissens- und Informationsmarktes auseinandersetzen koennen, zunaechst einige Worte zu den spezifischen Eigenschaften von Wissen und Information, die es problematisch machen, von Information als oekonomischem Gut, als Ware, zu sprechen (vgl. Schwuchow 1997 und Schmidt 1992). Voraussetzung fuer einen Handel mit Waren sind stets eindeutig geklaerte Eigentumsverhaeltnisse: Man kann nur verkaufen, was einem auch tatsaechlich gehoert. Die Eigentumsrechte an Wissen und Information sind hingegen hoechst umstritten. Historisch ist die Vorstellung eines persoenlichen Eigentumsrechtes an Wissen und Information verhaeltnismaeßig jung, wie die Geschichte der Gesetzgebung zum geistigen Eigentum, also zum Urheberrecht und zum Patentrecht, belegt (Zedler, Bd. 22, Vorrede, 14).6 1728 verteidigte der Herausgeber eines umfangreichen englischen Universallexikons im Vorwort seines Werkes die ebenso gaengige wie umstrittene Praxis der zeitgenoessischen Lexikographen, ihre Werke nach der Methode des 'cut and paste' zusammenzustellen, entschieden als im Sinne des oeffentlichen Wohls. "And if they [die Lexikographen] rob, they do not do it any otherwise, than as the bee does, for the public service." (Chambers 1728, Bd. 1, Preface, XXIX). Im Patentrecht, dessen Anfaenge auf die Mitte des 19. Jahrhunderts zurueckgehen, unterscheidet man scharf zwischen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen oder mathematischen Formeln, die als oeffentliches Gut, damit nicht patentfaehig gelten, und einer patentierbaren Anwendung einer allgemeinen Gesetzmaeßigkeit, fuer die ein Patentschutz erworben werden kann (vgl. Fuller 2001, 180-182). In den letzten Jahren kann man eine Tendenz beobachten, die Grenzen zwischen nicht patentfaehigen Erkenntnissen und patentfaehigem Anwendungs-Wissen zugunsten des Letzteren zu verschieben. Besonders medienwirksam wurde dieser Prozess sichtbar in dem 1996 gestarteten Genomprojekt in Island, wo die Firma Decode Genetics mit Beteiligung des Pharmariesen Roche angetreten war, das Erbgut von 300 000 Islaendern zu analysieren und die Ergebnisse teuer auf dem Markt zu verkaufen.7 Im Rahmen dieses Projektes war gewissermaßen der Gencode eines ganzen Volkes unter Patentschutz gestellt worden.
Eine weitere Eigenschaft macht Information zu einer problematischen Ware: Information ist ein immaterielles Gut, und sie kann nicht durch haeufige Verwendung 'aufgebraucht' werden. Bei dem Rohstoff Information handelt es sich aber nicht nur um einen erneuerbaren, sondern sogar um einen stets wachsenden, sich nicht verbrauchenden und mit ueberschaubaren Kosten reproduzierbaren Rohstoff (vgl. Woellert 2000). Sogar nach Verkauf einer Information, beispielsweise darueber, welches Gen fuer eine bestimmte Krankheit verantwortlich ist, ist der Verkaeufer immer noch im Besitz derselben. Der Wert einer Information fuer einen potentiellen Kaeufer kann nicht genau vorausgesehen werden. Selbst wenn eine bahnbrechende medizinische Entwicklung gelingt, ist nur schwer zu ermitteln, welchen geldwerten Anteil am Erfolg die Information ueber das ausloesende Gen hat. Vom oekonomischen Standpunkt aus gesehen, kann man Information kaum von den Mitteln, mit denen sie gespeichert und uebermittel wird, trennen. Es stellt sich die Frage, ob wir, wenn wir von Information als Ware reden, tatsaechlich Information als eine Handelsware meinen oder ob wir uns auf die Bereitstellung von Informationstraegern und Informationsinfrastrukturen beziehen (vgl. Schmidt 1992).
Schauen wir uns also zunaechst einmal an, unter welchen Bedingungen die oeffentlichen Gueter Information und Wissen dennoch zur Ware werden koennen. Historisch betrachtet, ist die Vorstellung von der Marktfaehigkeit von Information relativ neu und erlebte in Deutschland erst in den 1980er Jahren ihren Durchbruch (vgl. Manecke 1997, 53). In der Literatur zum Wissens- und Informationsmarkt werden immer wieder drei Mechanismen genannt, die wesentlich dazu beitragen, Informationen zu einem oekonomischen Gut zu machen:
1. Die Veredelung der im ueberfluss frei verfuegbaren Ressourcen Wissen und Information, man spricht auch haeufig von Informationsdienstleistungen. Die mit der Veredelung von Informationen zusammenhaengenden Taetigkeiten werden in der informationswissenschaftlichen Literatur mit dem Fachbegriff der Schaffung eines "informationellen Mehrwertes" (Kuhlen 1995, 90) naeher beschrieben. Als Informationsdienstleistungen im weitesten Sinne lassen sich alle Taetigkeiten beschreiben, die beim Beschaffen, Sammeln, Erfassen, Erschließen (formal und inhaltlich), Speichern und Bereithalten von Informationen anfallen, sowie Techniken zur Verbreitung der aufbereiteten Informationen. Der informationelle Mehrwert beschreibt dann, inwiefern die Information fuer den Nutzer durch die Aufbereitung an Wert gewonnen hat. Typische Informationsdienstleistungen sind die Zusammenfassung eines laengeren wissenschaftlichen Artikels in Form eines kurzen Abstracts, das in einer Online-Datenbank zugaenglich gemacht wird, die Erschließung der Inhalte eines Handbuches durch ein ausfuehrliches Sachregister oder das Zugaenglichmachen hunderttausender von Dokumenten ueber eine Internet-Suchmaschine.
2. Information und Wissen werden dann zu einem profitablen Gut, wenn der Zugang durch (kuenstliche) Verknappung beschraenkt wird. So erwirbt ein Verlag, wenn er ein Buch veroeffentlicht, in der Regel fuer einen bestimmten Zeitraum das ausschließliche Recht der Veroeffentlichung. Anderen Personengruppen ist esbis auf wenige Ausnahmen8 - untersagt, Kopien zu erstellen und zu verbreiten. Wenn eine Lehrerin ihrer Schulklasse einige Seiten aus einem Lehrbuch zur Verfuegung stellen moechte, erlaubt das Gesetz, dass sie diese Seiten als Fotokopien verteilt. Nur das Kopieren und Verbreiten vollstaendiger Buecher ist verboten. Fast jeder hat vermutlich dennoch schon einmal ein ganzes Buch, z. B. weil es sehr teuer war oder schwer zu bekommen, fotokopiert. Diese Form des Raubkopierens haelt sich aber im ueberschaubaren Rahmen, da sie mit einigen Kosten und vor allem erheblichem Aufwand verbunden ist. Zudem ist die Zuwiderhandlung von den Verlagen kaum zu ueberpruefen. Mit der neuen Informationstechnik hingegen sinken sowohl die Kosten als auch die technischen Huerden fuer das Kopieren und Verteilen digital bearbeitbarer Informationen und damit die Kosten fuer die Wissensreproduktion insgesamt. Jeder an das Internet angeschlossene Nutzer, der Zugang zu einem Server hat, ist dazu in der Lage, zum Selbstkostenpreis von wenigen Euro ein beliebiges Dokument zu reproduzieren. Unsere Lehrerin muesste das besagte Schulbuch nur einmal einscannen und koennte es dann ueber das Schulnetzwerk oder ihre private Homepage allen Schuelern zu Verfuegung stellen. Einmal ins Netz gestellte Informationen waeren also im ueberfluss vorhanden. An diesem Beispiel wird deutlich, in welchem Maße es sich bei dem Verbot von Raubkopien tatsaechlich um eine kuenstliche Verknappung handelt.
3. Damit eng zusammenhaengend wird Information immer dann zu einer begehrten Ware, wenn jemand im exklusiven Besitz von Informationen ist, die auch fuer andere interessant sein koennten. Hierbei ist in erster Linie nicht an Geheimnisse wie etwa die der Legende nach seit Jahren wohl gehuetete Rezeptur fuer Coca Cola zu denken. Exklusive Informationen koennen vielmehr sehr wohl Informationen sein, die im Prinzip oeffentlich sind, aber durch die besondere Form der Zusammenstellung einen speziellen Wert erhalten. So sind eingetragene Warenzeichen durchaus oeffentlich zugaenglich, aber die Recherche, ob ein bestimmter Name geschuetzt ist, recht aufwaendig. In der Datenbank Trademarkscan9 werden seit Jahren Warenzeichen systematisch gesammelt, und es bedarf nur einer einzigen Recherche, um herauszufinden, ob ein bestimmter Produktname bereits geschuetzt ist.

Nachdem wir eine Vorstellung davon gewonnen haben, was den Warencharakter von Information ausmacht, koennen wir jetzt den Informationsmarkt oder besser die verschiedenen Informationsteilmaerkte naeher umschreiben. Wir wollen einen sehr weiten Marktbegriff anwenden. "Der Hersteller eines Informationsproduktes wird zum Anbieter auf dem Markt, wenn sein Angebot fuer jeden an ihm Interessierten zumindest bekannt ist und im Prinzip erworben werden kann." (Kuhlen 1995, 90). Werfen wir zunaechst einen Blick darauf, wo ueberhaupt ueberall Wissen und Informationen produziert und vermittelt werden. Bevor das Internet seit Ende der 90er Jahre zu einem Leitbild einer zunehmend vernetzten und informationsbewussten Gesellschaft geworden ist (Schmidt 2002, 2564), beschraenkte sich das allgemeine Verstaendnis vom Informationsmarkt weitgehend auf den Bereich der wissenschaftlichen Fachkommunikation. Unter Informationsmarkt im engeren Sinne fasste man den Informationstransfer zwischen unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen und den Informations- und Wissensaustausch zwischen den Wissenschaften und den Anwendungen in Verwaltung und Wirtschaft (Kuhlen 1995, 98). Tatsaechlich lassen sich außer Wissenschaftlern und Technikern, die in der Regel in wissenschaftlichen Einrichtungen wie Universitaeten oder Forschungsinstituten taetig sind, noch eine Reihe von weiteren Wissensproduzenten benennen:
* Kommerzielle Unternehmen wie Unternehmensberatungen produzieren fuer die Geschaeftskommunikation relevante Informationen aller Art, die sie zunehmend nicht nur ausgewaehlten Kunden zugaenglich machen, sondern auf dem freien Markt anbieten.
* oeffentliche und private Verwaltungen verfuegen seit jeher ueber eine Vielzahl beispielsweise statistischer Informationen und machen diese allgemein zugaenglich, wozu sie zunehmend auch gesetzlich verpflichtet sind. Die Bundesministerien stellen auf ihren Webseiten eine Fuelle unterschiedlichster Informationen bereit.
* Die traditionellen Massenmedien, Presse, Funk und Fernsehen, vermitteln nicht nur Informationen, sondern produzieren ihrerseits vielfaeltige Informationserzeugnisse.
* Ebenfalls zu den Wissensproduzenten ist der nicht exakt einzugrenzende Bereich der Informationswirtschaft zu zaehlen. Unter diesem Oberbegriff werden verschiedene Gueter- und Arbeitsmaerkte zusammengefasst. Traditionell rechnet man die Produzenten kommerzieller Datenbanken wie z. B. die medizinische Datenbank Medline oder Chemical Abstracts (Zusammenfassungen der weltweit wichtigsten chemischen Fachliteratur) sowie die Anbieter (Hosts) solcher Datenbanken dazu. Der 4. Faktenbericht 2002 "Monitoring Informationswirtschaft" fuehrt im einzelnen die folgenden Bereiche an: Informationstechnik und Telekommunikation [...], ihre technischen und infrastrukturellen Voraussetzungen, worunter vor allem die Betreiber von Kommunikationsnetzen, wie die Telecom fallen, E-Commerce einschließlich Online-Werbung, Online-Banking sowie Online-Brokerage, E-Government, E-Learning und elektronische Informationsdienste (Monitoring Informationswirtschaft 2002a, 1). Bezeichnend fuer den Bereich der Informationswirtschaft ist die enge Verzahnung von Informationstechnologie mit den angebotenen Inhalten (oder dem Content wie es im Fachjargon heißt). Gegenwaertig bilden die auch unter der Bezeichnung "Neue Online-Dienste" angefuehrten Anwendungen, denen gemeinsam ist, dass sie technisch und funktional das Internet nutzentrotz der Krise der New Economyeinen wichtigen Motor der Informationswirtschaft (vgl. Schmidt 2002, 2569).

Ebenso vielfaeltig wie die Wissensproduzenten ist die Art der von diesen erstellten Informationsprodukte und -dienstleistungen. Hierzu gehoert die Bereitstellung der technischen Infrastruktur10 durch Telekommunikationsanbieter und Netzwerkbetreiber ebenso wie die Erarbeitung von Wissen in Form von Marktforschungsberichten und die Erstellung von Metainformationen, also von Informationen ueber Informationen, in Bibliothekskatalogen und bibliographischen Datenbanken oder das Angebot von elektronischen Metainformationsdiensten wie Suchmaschinen, Portalen und elektronischen Marktplaetzen.
An dieser Aufzaehlung lassen sich verschiedene Merkmale und Entwicklungstrends der Informationsmaerkte ablesen:
Wurden auf den Fachinformationsmaerkten frueher vor allem Informationen fuer professionelle Nutzer, sowohl in oeffentlichen Bereichen wie Forschung und Lehre als auch in der Privatwirtschaft, gehandelt, vermischt sich heute zunehmend die private und kommerzielle Nutzung von Information. Beim Informationsangebot der Verwaltungen kann es sich sowohl um Informationen fuer professionelle Nutzer, etwa um oeffentliche Ausschreibungen, als auch um Informationen fuer den privaten Nutzern wie die Formulare fuer den Lohnsteuerjahresausgleich handeln. Beschleunigt durch die leichte Zugaenglichkeit von Informationen ueber das Internet gehen Publikumsmaerkte, wozu traditionell der gesamte Bereich der Medien wie der Buchmarkt oder der Musikmarkt gerechnet wird, und die Informationsmaerkte der Fachkommunikation ineinander ueber.
Nicht nur auf der Nutzerseite vermischt sich die Trennung zwischen privaten und professionellen Nutzern, sondern es verschiebt sich auch das Verhaeltnis zwischen Konsumenten und Produzenten von Wissen und Information. Eine Schulklasse kann die Ergebnisse eines Unterrichtsprojektes im Internet zur Verfuegung stellen und damit aus einer Lerngruppe zum Anbieter von Informationen werden. Tendenziell werden die uebergaenge zwischen oeffentlich und privat fließend. Ist eine private Sammlung von Großmutters Kochrezepten, die auf einer Homepage veroeffentlicht wird, ein privates oder ein oeffentliches Gut? Was ist mit dem Verleger eines Kochbuchverlages, der sich bei Großmutters Rezepten bedient und daraus ein Kochbuch mit traditionellen Rezepten zusammenstellt?
Ein weiterer wichtiger Trend ergibt sich aus der Dominanz des Internet als der zentralen Kommunikationstechnologie. Im Internet koennen durch die Digitalisierung und die Anwendung einheitlicher uebertragungsstandards urspruenglich getrennte Medien und Kommunikationsformen integriert angeboten werden, was zu voellig neuen Formen der Informationsdarbietung fuehrt. Urspruenglich getrennte Medienformen wie Text, Bild und Ton koennen multimedial in einem Angebot zusammengefuegt werden. Die unterschiedlichen Kommunikationsmoeglichkeiten des Internet verwischen die Trennung zwischen Massen- und Individualkommunikation. In Zukunft werden wir fließende uebergaenge zwischen direkter Kommunikation, z. B. durch das Telefon, und Massenkommunikation ueber Hoerfunk und Fernsehen haben (Odlyzko 2001). Im Ergebnis haben wir vielfaeltig miteinander verschraenkte Maerkte. An dieser Stelle seien die wichtigsten fuer die nachfolgende Darstellung des Informationsmarktes zentralen Verschraenkungen nochmals genannt.
1. Wir beobachten ein Nebeneinander von kostenlosen oeffentlichen Angeboten, etwa oeffentlicher und wissenschaftlicher Bibliotheken11, und kommerziellen Angeboten der großen Datenbankhosts.
2. Privater und oeffentlicher Informationsaustausch gehen ineinander ueber. Zu denken ist hier an die zahlreichen Newsgroups, Mailinglisten und wissenschaftlichen Foren.12 Diese dienen zum einen der alltagsweltlichen Kommunikation, fungieren aber auch als oeffentlich zugaengliche Foren fuer den Gedankenaustausch zwischen Fachwissenschaftlern.
3. Die Grenzen zwischen Bildung, Information und Unterhaltung werden fließend,
4. ebenso koennen wir eine Verwischung der Grenzen zwischen Produktwerbung, Produktverkauf und Information beobachten.13
5. Vormals getrennte lokale, regionale und internationale Maerkte sind im Prinzip in einem globalen Markt vereint.


2.2 Wie viel Information?

Bevor wir uns im naechsten Abschnitt ausgewaehlten Akteuren auf den Wissens- und Informationsmaerkten zuwenden, wollen wir uns dem bisher nur strukturell erfassten Informationsmarkt auch quantitativ annaehern. Angesichts der Komplexitaet der Informationsmaerkte kann eine solche Darstellung nur beispielhaft und kursorisch erfolgen. Die uebersicht konzentriert sich auf folgende Bereiche: gespeicherte Information weltweit und Umfang, Reichweite, Verbreitung und Nutzung des Internet.
In einer vergnueglich zu lesenden Studie "How much information?" haben die beiden Informationswissenschaftler Peter Lyman und Hal R. Varian gemeinsam mit ihren Studenten in Berkeley errechnet, dass weltweit zwischen 1 und 2 Exabyte Speicherplatz notwendig waere, um die innerhalb eines Jahres anfallende Produktion neuer Information zu archivieren. Bezogen auf die Weltbevoelkerung ergibt das eine Menge von 250 Megabyte pro Einwohner. Ein Exabyte umfasst eine Milliarde Gigabytes oder 1018 Byte.14 Nur 0,003% entfallen auf gedruckte Dokumente. Diesen im Verhaeltnis niedrig ausfallenden Anteil interpretieren die Verfasser der Studie als Beleg dafuer, wie Speicherplatz sparend Textinformation im Vergleich zu anderen Informationstypen wie Bild und Ton ist. Weltweit entfallen 25% der Textproduktion und 30% der Fotoproduktion auf die USA.
Was den Informationskonsum betrifft, wird im privaten Bereich ein bemerkenswert stabiler Konsum der traditionellen Massenmedien Fernsehen und Radio konstatiert. Von 3.380 Stunden hochgerechnetem Informationskonsum jaehrlich pro Haushalt entfallen 2.027 auf Fernsehen und Radio und nur 43 auf die Internet-Nutzung (Varian 2000, Abstract). Die Tatsache, dass der Großteil von Informationen von Individuen produziert und gespeichert wird, interpretiert die Gruppe als Beleg fuer eine Demokratisierung der verfuegbaren Daten.15 Anders als in Deutschland ist es in den USA bereits ueblich, dass den Buergern die ueber sie von oeffentlichen Verwaltungen gespeicherten Daten (Einwohnermeldeaemter etc.) wieder zur Verfuegung gestellt werden. Die ueberwaeltigende Dominanz digitaler Inhalte, so vermutet die Forschungsgruppe um Lyman und Varian, werde vermutlich den Demokratisierungstrend unterstreichen. Den einzigen Wermutstropfen in dieser demokratischen Datenflut sieht die Gruppe darin, dass noch nicht ausreichend Hilfsmittel vorhanden sind, die dem Einzelnen das Schwimmen in dieser Datenflut erlauben, mit anderen Worten, ihm Zugang zu genau den Daten verschaffen, die gerade benoetigt werden.
Ein guter Indikator fuer die weltweit vorhandene Informationsmenge bietet die Anzahl verfuegbarer Internetseiten und Hosts. Das Online Computer Library Center (OCLC) eine Nonprofit Organisation mit Sitz in Dublin Ohio, in der weltweit ueber 40 000 Bibliotheken zusammengeschlossen sind, erstellt seit 1998 kontinuierlich Statistiken zu Umfang und Wachstum der Internetangebote und der Internetnutzung.16 OCLC gibt fuer das Jahr 2002 weltweit die Anzahl der Webseiten (abzueglich Duplikate) mit 8. 712.000 Seiten an. Das Verhaeltnis oeffentlich zugaenglicher Seiten und von Seiten mit einer Zugangsbeschraenkung hat sich zwischen 2001 und 2002 leicht zuungunsten letzterer veraendert. Nach Angaben von OCLC waren 2002 35% der Seiten oeffentlich, 29% privat, bei 36% handelte es sich um provisorische Seiten. Die jaehrliche Zunahme hat sich im Vergleich zu den Vorjahren (zw. 1999 und 2000 wurde eine jaehrliche Steigerungsrate von 52% ermittelt) mit nur 3% stark verlangsamt (OCLC 2002, Size and Growth). Weltweit sind schaetzungsweise 429 Millionen Menschen online. Bezogen auf die Weltbevoelkerung sind das etwa 6%. Von diesen 429 Millionen verteilen sich 41% auf die USA und Kanada (vgl. Digital Divide Fact Sheet).
Auch weiterhin wird das Angebot durch die USA dominiert, wobei sich jedoch ein Trend abzeichnet, dass in einigen Jahren asiatische Seiten eine dominierende Rollen spielen werden. Weltweit werden die Inhalte oeffentlicher Seiten zu 55% von den USA verantwortet. Deutschland hat einen Anteil von 6% (OCLC 2002, Country and Language). 2001 lag in Deutschland die Zahl der Internet Hosts bei 53,6 Hosts je 1.000 Einwohner gegenueber 276 in den USA. Auch was die Zahl der Internetanschluesse pro Haushalt angeht, bleiben die USA mit 50,6% im Vergleich mit 37,9% in Deutschland Spitzenreiter (vgl. Monitoring Informationswirtschaft 2002a, 26-27). Im Geschaeftsbereich hat sich das Internet weitgehend durchgesetzt. 89% aller deutschen Betriebe verfuegten 2001 ueber einen Internet-Zugang.
Die Zahlen zur Internet-Nutzung schwanken je nach Bemessungsgrundlage stark.17 Nach einer Untersuchung von NFO Infratest InCom nutzten 48% der deutschen Bevoelkerung ab 14 Jahren im Dezember 2001 das Internet mindestens einmal innerhalb der vergangenen zwoelf Monate (vgl. Monitoring Informationswirtschaft 2002a, 30).
Alle Zahlen belegen neben einem starken Ansteigen der Internetverbreitung weiterhin eine deutliche Tendenz zur digitalen Spaltung. In Deutschland nutzen auch in anderen Bereichen tendenziell benachteiligte Bevoelkerungsgruppen wie Personen mit geringer Schulbildung, alte Menschen, Erwerbslose oder Bewohner laendlicher Gebiete das Internet im Vergleich zum Durchschnitt wenig. Insgesamt nur 8,5% der Weltbevoelkerung sind Internet-Nutzer. Selbst wenn mittlerweile in Europa 32,2% der Einwohner (in Nordamerika 28,8%) Internet-Nutzer sind, bedeutet das ja auch, dass weiterhin eine Mehrheit (67,8%) das Internet nicht nutzt (vgl. Monitoring Informationswirtschaft 2002a, 29-31).
Die beliebtesten Nutzungsarten des Internet, naemlich E-Mail (72,3%), News/Information (71,4%), Reiseinfo (65%) und Fort- und Weiterbildung (51,5%) belegen den bereits oben genannten Trend des Zusammenwachsen der Fachinformations- und Publikumsmaerkte ((vgl. Monitoring Informationswirtschaft 2002a, 266).


3 Akteure auf den globalen Informations- und WissensmaerktenGewinner und Verlierer

3.1 Elektronische InformationsdiensteInformationswirtschaft im engeren Sinn

Die Bedeutung, die der Informationswirtschaft von Seiten der Politik in Deutschland beigemessen wird, laesst sich daran ablesen, dass die Bundesregierung zwischen 2000 und 2003 insgesamt sechs Faktenberichte zum Entwicklungsstand der Informationswirtschaft in Auftrag gegeben hat.18 2002 hat sich die Informationswirtschaft mit den Bereichen Informationstechnik und Telekommunikation zum drittgroeßten Posten am Bruttoinlandsprodukt entwickelt (vgl. Monitoring Informationswirtschaft 2002a, 1). Eine genauere Analyse der in den Faktenberichten zusammengestellten Daten und Fakten macht deutlich, dass es sich im Verstaendnis der Bundesregierung bei der Informationswirtschaft tatsaechlich schwerpunktmaeßig um Informationstechnologiewirtschaft handelt. 2002 wurden auf dem deutschen Informations- und Kommunikationstechnologie-Markt 142, 7 MilliardenUmsatz erzielt. Allerdings ist eine steigende Dienstleistungsorientierung zu verzeichnen, da die Umsaetze mit IT-Services (41,4%) 2002 erstmals die Umsaetze bei Software (35,9%) und Hardware (22,7%) uebertroffen haben (vgl. Monitoring Informationswirtschaft 2002a, 2). Verglichen damit nimmt sich der Anteil der elektronischen Informationsdienste, also der Handel mit Informationen im engeren Sinn, bescheiden aus. Insgesamt wurden mit elektronischen Geschaeftsinformationen im Jahr 2000 947,3 Millionenerwirtschaftet. Die Wachstumsrate zum Vorjahr lag bei 6,5% (vgl. Monitoring Informationswirtschaft 2002a, 368). Seit 1997 (19,8%) werden in diesem Bereich kontinuierlich fallende Wachstumsraten verzeichnet. Inhaltlich entfaellt der Großteil des Angebotes (59%) auf Kredit- und Echtzeit Finanzinformationen (z. B. aktuelle Boersenkurse), gefolgt von Nachrichten 21,4% ((vgl. Monitoring Informationswirtschaft 2002a, 369). Insgesamt bestreiten Wissenschaft/Technik und Recht nur 9,8 Prozent, gleichzeitig gehoert dieser Bereich der wissenschaftlich-technischen Fachinformation aber zu den Wachstumsbereichen.
Ein im Bericht als "dramatisch" bezeichneter Einbruch wird bei den unabhaengigen Informationsanbietern im Internet verzeichnet. Dies wird zum einen auf die Krise der New Economy zurueckgefuehrt. Schaut man sich die Zahlen an, kann man ein Wegbrechen genau bei den Dienstleistungen beobachten, die der Internet-Nutzer als Endnutzer, ohne die Dienstleistungen eines Vermittlers in Anspruch zu nehmen, selber erledigen kann. Hierzu gehoeren beispielsweise Firmeninformationen. Im Vergleich zu 1999 (40,2%) ist die Wachstumsrate fuer Firmeninformationen auf 14,8 Prozent zurueckgegangen (vgl. Monitoring Informationswirtschaft 2002a, 370). Betrachtet man allerdings den gesamten Bereich elektronischer Informationsdienste in Deutschland, wozu dann auch die elektronischen Publikumsmaerkte mit ihrem großen Angebot an Medien- oder Verbraucherinformationen sowie die Geschaeftskkommunikation zwischen Firmen (B2B) gehoeren und der nicht nur auf den Bereich der Geschaefts- bzw. Fachinformationen beschraenkt ist, liegt man nach Einschaetzungen von Kuhlen bei einem Umsatz von 5 Milliarden(vgl. Kuhlen 2002/3).
Einen ueberblick ueber den Umfang des globalen professionellen Informationsmarktes im engeren Sinne, aufgefuehrt werden hier vor allem kostenpflichtige Datenbankangebote kommerzieller Anbieter, vermittelt der internationale Datenbankfuehrer "Gale Directory Databases". Fuer das Jahr 2000 verzeichnet das Gale Directory 6093 Online-Datenbanken, die von 2161 Datenbankproduzenten hergestellt wurden. Das Einlesen und Bereitstellen (Hosten) der Datenbanken in große Rechner und die Verwaltung der Datenbestaende uebernehmen spezialisierte Firmen (Hosts). Viele Datenbankproduzenten treten auf dem Markt ihrerseits auch in der Funktion von Hosts (z. B. das deutsche Fachinformationszentrum FIZ Technik) auf. Das Gale Directory fuehrt fuer 2000 1171 Hosts auf (vgl. Gale Directory of Databases, Vol. 1, 2000). Die Zahl von ueber 1000 Hosts weltweit sollte jedoch nicht darueber hinwegtaeuschen, dass der internationale Informationsmarkt sich durch eine außerordentliche Konzentration auszeichnet. International wie national wird der Markt durch einige wenige große Unternehmen beherrscht.
Der weltweit fuehrende Anbieter von Datenbanken mit einem breiten multidisziplinaeren Angebot, gewissermaßen der Supermarkt unter den Datenbankanbietern, ist die Dialog Corporation, die zur Thomson Company gehoert. Unter dem Dach der Dialog Corporation bieten die Hosts Dialog und DataStar ihre Produkte an. Das Angebot der beiden Hosts umfasst mehr als 900 Datenbanken. Der Konzern verzeichnet einen jaehrlichen Umsatz von $ 7.2 Milliarden (€ 6.68), davon nach eigenen Angaben der Thomson Corporation 54 Prozent aus dem Verkauf von elektronischen Produkten und Dienstleistungen, und er hat nach Schaetzungen 20 Millionen Kunden in 53 Laendern (vgl. Quint 2003). Der zweite wichtige Global Player ist die LexisNexis Gruppe, die sich besonders im Bereich der Wirtschafts- Finanz- und Rechtsinformationen sowie der Pressevolltextdatenbanken spezialisiert hat. LexisNexis gehoert zu dem internationalen britisch-niederlaendischem Medienkonzern Reed Elsevier, der weltweit das Monopol fuer die Publikation wissenschaftlicher Fachzeitschriften (online und gedruckt) haelt. Der Jahresbericht 2002 beziffert den Gesamtumsatz der Unternehmensgruppe auf $ 7.42 (€ 8 Milliarden). Davon entfallen auf den Host LexisNexis $ 2.30 (€ 2.14 Milliarden) (Reed Elsevier 2002, 4).
Im Vergleich zu den Umsaetzen der globalen Marktfuehrer nehmen sich die deutschen Umsaetze mit elektronischen Geschaeftsinformationen bescheiden aus (€ 947,3 Millionen im Jahr 2000). Inhaltlich verteilt sich das Angebot weltweit folgendermaßen: Wirtschafts- und Finanzinformationen (ca 50%), Naturwissenschaft und Technik (ca 20%), Rechtswissenschaften (ca 13%), Medien- und Nachrichten (ca 5,8%, Anteil steigend) und Geistes- und Sozialwissenschaften nur 4% (Poetsch 2001, 18). Mit der Verbreitung des Internet steigt selbstverstaendlich auch das Angebot geistes- und sozialwissenschaflicher Informationen, diese Informationen lassen sich aber selten kostendeckend, geschweige denn profitabel vermarkten. Aufgeschluesselt nach Umsaetzen ergibt sich fuer Deutschland ein etwas anderes Bild, hier hat der Medien- und Nachrichtenbereich aufgeholt: Wissenschaft/Technik ( 5,3%), Recht (4,5%), Nachrichten (21,4%), Kreditinformationen (28,0%) und Realtime Finanzinformationen (31,0%). Einen Eindruck vom bescheidenen Umfang des deutschen Marktes geben die Umsatzzahlen der beiden bekanntesten rein kommerziellen deutschen Hosts, der Gesellschaft fuer betriebswirtschaftliche Information (GBI) und des Hosts GENIOS Wirtschaftsdatenbanken Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH. Diese rangierten 2001 zwischen € 6 Millionen (GBI)19 und € 7,5 Millionen (GENIOS) (vgl. Genios-Profil). Zum Vergleich der Groeßenverhaeltnisse: Ein etablierter Schulbuch- und Lexikonverlag wie die Langenscheidt Verlagsgesellschaft fuer Wissen und Sprache mbH verzeichnete 2001 einen Umsatz von € 32,5 Millionen (vgl. Langenscheidt-Profil). In dem Maße, in dem sich das Internet sowohl im wirtschaftlichen Bereich als auch im privaten Bereich zum Alltagsmedium entwickelt und wertvolle Informationsbestaende ueber dieses Medium bereit gestellt werden, gewinnen Suchmaschinen als zentrale Instrumente fuer privates und professionelles Retrieval an Bedeutung. Nach dem Verschicken von Emails (79,9%) ist die Suche nach Informationen (58,8%) die am haeufigsten genutzte Internetdienstleistung (vgl. Caslon: Key figures 2002).
Die Suchmaschinen illustrieren in besonderer Weise das rasche Zusammenwachsen der Publikumsmaerkte mit den Fachinformationsmaerkten. Privatkonsumenten ebenso wie wirtschaftliche Nutzer greifen auf Suchmaschinen und Verzeichnisse als die wichtigsten Internetdienste ueberhaupt zurueck. Bei Suchmaschinen- und Verzeichnissen handelt es sich um einen typischen Angebotsmarkt. Erfunden und veroeffentlicht wurden diese neuen Angebote in der Regel nicht von den traditionellen Informationsanbietern, vielmehr entstanden sie gleichsam als Nebenprodukte einer experimentierfreudigen Softwareindustrie, die nach neuen Anwendungsmoeglichkeiten fuer ihre Erfindungen suchte. Zu Beginn der Interneteuphorie ist eine Vielzahl von Internetsuchdiensten auf den Markt gekommen. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass in Zukunft nur wenige dieser Angebote wirtschaftlich ueberlebensfaehig sein werden. Ein Indiz fuer diesen Trend liefert die aktuelle Statistik von WebHits zur Nutzung von Suchmaschinen. Im April 2003 verteilten sich in Deutschland 66,0 Prozent aller Suchen auf die Suchmaschine Google, mit großem Abstand rangiert Yahoo! (Suchmaschine und Verzeichnis) mit 7,9% auf dem zweiten Platz. Anerkannte Suchdienste wie Metacrawler oder Alltheweb liegen bei 0,2% bis 0,1% (WebHits: Nutzung von Suchmaschinen). Da sich diese Angebote bisher vorrangig ueber Werbeeinnahmen finanzieren, ist abzusehen, dass viele dieser Angebote ueber kurz oder lang vom Markt gehen werden. Die erfolgreichen Anbieter wie Yahoo! oder Google verzeichnen hingegen Umsaetze in Milliardenhoehe. Im naechsten Abschnitt werden wir uns exemplarisch mit einigen dieser Angebote beschaeftigen.
In den letzten Jahren gewann hat E-Learning, womit die breite Palette des elektronischen Lernens ueber Internettechnologie angesprochen wird, an Aufmerksamkeit. E-Learning kam zunaechst in der betrieblichen Aus- und Fortbildung zur Anwendung, wird aber auchin den USA in bereits viel staerkerem Maße als in Deutschlandals zukunftsweisendes Modell fuer schulische und universitaere Bildung gefoerdert. Waehrend sich die bisher erzielten Umsaetze eher bescheiden ausnehmen ($ 106 Millionen fuer 2001 auf dem deutschen E-Learning-Markt), wird diesem Bereich ein ueberproportionales Wachstum prognostiziert. Das Forschungsinstitut International Data Corporation (IDC) sagt ein jaehrliches Wachstum von 98,4% zwischen 2000 und 2004 voraus (vgl. Monitoring Informationswirtschaft 2002a, 443). Zur Zeit gruenden diese optimistischen Prognosen in Deutschland allerdings vor allem auf hypothetischen Ermittlungen des Marktpotentials und weniger auf einer Analyse der tatsaechlichen Nachfrage nach E-Learning. Das Beratungsunternehmen Merrill Lynch & Co. sagt fuer die USA fuer 2003 einen Marktumfang von $ 7 Milliarden voraus (Merryl Lynch & Co 2000, 165).


3.2 Publikumsmaerkte - Die Medienbranche

Angesichts der oben beschriebenen Tendenz zur immer staerkeren Verschmelzung zwischen Publikumsmaerkten und Fachinformationsmaerkten sowie zwischen den Bereichen Bildung, Information und Unterhaltung laesst sich auch keine klare Trennlinie zwischen der Medienwirtschaft einerseits, die vor allem durch die Massenmedien Presse, Hoerfunk und Fernsehen repraesentiert wird, wozu hier aber auch der Buchmarkt gerechnet wird, und der Informationswirtschaft andererseits ziehen. Da zudem Medienunternehmen zu zentralen Anbietern auf dem Informationsmarkt (z. B. im Bereich Wirtschaftsinformation) gehoeren, bedingen sich wirtschaftliche Erfolge und Misserfolge der beiden Bereiche gegenseitig. Der Printmarkt zeichnet sich durch eine relativ hohe Konzentration aus. Der deutsche Markt wird dominiert durch Medienkonzerne wie die Verlage Springer, Gruner + Jahr, Bauer, Burda und Holtzbrinck, die auch als Buch-Verleger wie im Bereich privater TV- und Radioanbieter aktiv sind. Im Bereich der Publikumszeitschriften verfuegen die vier wichtigsten Unternehmen ueber einen Marktanteil von fast 60 Prozent. Unter den 10 groeßten Verlegern bei den Tageszeitungen ist der Springer Verlag Branchenfuehrer mit einem Marktanteil von ueber 23 Prozent. Er hat darueber hinaus einem Marktanteil von 81 Prozent bei Kaufzeitungen (vgl. Braun 2002).
Gehoerte die Wissens- und Informationsindustrie gemeinsam mit der Medienbranche fuer einige Jahre zu den wirtschaftlich aeußerst erfolgreichen Branchen, so hat sich die Situation spaetestens mit der seit Ende 2001 ansteigenden Zahl der Dot.com-Konkurse und den Einbruechen in der Medien- und Verlagsbranche veraendert.
Die Krise betrifft die gesamte Medienbranche und trifft große Medienkonzerne ebenso wie mittelstaendische Unternehmen. Der weltgroeßte Medienkonzern AOL Time Warner verzeichnete durch den Wertverlust des Online-Dienstes America Online zu Jahresbeginn 2002 mit einem Verlust von $ 54,24 Milliarden das hoechste Quartalsminus in der US-Geschichte. Erstmals in der Verlagsgeschichte des Axel Springer Verlags fiel 2001 ein Verlust von 198 Millionen Euro an. Bis Ende 2003 sollen bei Springer 14.000 Stellen abgebaut werden, und die Redaktionen der "Welt" und der "Berliner Morgenpost" werden zusammengelegt (Heise.de 2002, 25.04.02). Auflagenstarke Tageszeitungen muessen einen Großteil ihrer Stellen streichen. Die "Sueddeutsche Zeitung" verzeichnete 2002 einen Umsatzrueckgang von 808 € auf 720 Millionen (Heise.de 2002, 13.10.2002).
Ursachen fuer diese Krise werden allgemein in den konjunkturell bedingten Rueckgaengen in der Werbung, in einer Marktnormalisierung nach dem Boomjahr 2000, aber auch in einer allgemeinen Strukturkrise gesehen. Auch mit Online-Produkten konnten die Verlage bisher kaum Gewinne erwirtschaften. Hoffnungen auf nennenswerte Umsaetze durch Werbeeinnahmen in diesem Bereich oder durch elektronischen Handel erfuellten sich bisher nur in Einzelfaellen. Weltweit beklagt die Branche die mangelnde Zahlungsbereitschaft der Websurfer. Diese Klagen ueber die aktuelle Krise lassen darueber hinwegtaeuschen, dass auf dem Medienmarkt in den letzten Jahren große Profite erwirtschaftet worden sind. Der Umsatz auf dem deutsche Buchmarkt, Zeitschriften und entsprechenden elektronische Publikationen eingeschlossen, wird in Deutschland auf 18 Milliarden geschaetzt. Davon ist der groeßte Teil nicht dem Wissenschaftsbereich zuzurechnen (Kuhlen 2002/2, 626). Zugleich haben die Konzentration im wissenschaftlichen Verlagswesen und die monopolistische Preispolitik der großen Zeitschriftenverlage eine immense Verteuerung der wissenschaftlichen und technischen Information bewirkt (vgl. DBV 2001).
Bisher haben wir einige Schneisen in die komplexen Strukturen des Informationsmarktes geschlagen und uns einen ueberblick ueber die Groeßenverhaeltnisse der vielfaeltigen sich gegenseitig ueberschneidenden Segmente des Informationsmarktes verschafft. Wer sind eigentlich die Akteure auf diesem Markt oder besser den unterschiedlichen Teilmaerkten und durch welche Interessen werden sie geleitet? Im Folgenden werden mit Hilfe von einigen Fallbeispielen Antworten auf zwei zentrale Fragestellungen in der Diskussion ueber den Informationsmarkt gesucht:20
1. Wie lassen sich optimale Zugangschancen fuer alle zu Wissen und Information gewaehrleisten?
2. Wie laesst sich mit der Vermarktung von Wissen und Information Geld verdienen, bzw. wie laesst sich die oeffentliche Verbreitung von Wissen und Information zumindest kostendeckend organisieren?

Haeufig werden diese beiden Ansprueche an den Informationsmarkt als sich gegenseitig ausschließende Alternativen dargestellt. Wir haben uns an die Argumentation gewoehnt, dass auf dem Informationsmarkt nur auf Kosten der Informationsfreiheit Gewinne erzielt werden koennen, oder anders herum, dass die Entgeltung von Informationsdienstleistungen per se als Einschraenkung der Informationsfreiheit zu gewichten ist. Angesichts dieser Argumentation wirkt das sechste Gebot aus dem Verhaltenskodex der Firma Google geradezu wie eine Provokation und irreale Wunschvorstellung: "You can make money without doing evil" (Google Corporate Information).

3.3 Szenen aus dem Wissens- und Informationsmarkt

Die auf den Wissens- und Informationsmaerkten auftretenden Akteure lassen sich drei Gruppen zuordnen: dem privatwirtschaftlichen Bereich, dem staatlich-oeffentlichen Bereich und dem nicht kommerziellen persoenlich privaten Bereich. Im folgenden werden ausgewaehlte Beispiele vorgestellt, wie die Akteure den Anforderungen nach Gewinnmaximierung und Informationsfreiheit gerecht zu werden versuchen.

3.3.1 Der privatwirtschaftliche Bereich: von multinationalen Konzernen und Garagenfirmen

Nach neoliberaler ueberzeugung sorgt der Wettbewerb auf einem freien Markt fuer angemessene, tendenziell niedrige Preise fuer den Verbraucher. Tatsaechlich beobachtet man immer - ein gutes Beispiel ist die Preisentwicklung in der Computer Hard- und Software - , dass die oeffnung der Maerkte auf lange Sicht zu erheblichen Preissenkungen bis hin zu Preisverfall fuehrt. Gleichzeitig sind diese Entwicklungen aber in der Regel mit Tendenzen zur Monopolbildung und zur Marktbereinigung - oder anders formuliert - der Verdraengung von Mitbewerbern vom Markt gekennzeichnet (vgl. Van Alstyne 2000).
In der wissenschaftlichen Verlagslandschaft beobachtet man derzeit eine Umbruchssituation, die in die oben geschilderte Richtung geht. Sortimentsbereinigungen und Konzentrationstendenzen sind bisher am weitesten im naturwissenschaftlichen, technischen und medizinischen Bereich fortgeschritten (vgl. Little 2002, 13).
"Wer die Suchmaschinen kontrolliert, kontrolliert das Internet."(zit. nach Kompass 80). Mit diesen Worten verteidigte Thomas Middelhoff, bis 2002 Vorstandvorsitzender bei Bertelsmann, das Engagement des Konzerns im Suchmaschinengeschaeft. Bertelsmann ist mittlerweile laengst aus dem Internetgeschaeft wieder ausgestiegen, da die erhofften schnellen Gewinne ausblieben (FAZ, 30.12.2002). Andere Medienunternehmen haben diesen Weg aber oekonomisch erfolgreicher verfolgt. In seinen Markt-Prognosen sagt das Brokerhaus First Albany voraus, dass der jaehrliche Gesamtmarkt fuer Internet-Suchdienste von 2002 knapp 1,5 Milliarden Dollar innerhalb von zwei Jahren auf fuenf Milliarden Dollar anwachsen werde (vgl. managermagazin.de 08.04.2002).
Fuer unseren Zusammenhang ist das Geschaeftsfeld Suchmaschinen besonders aussagekraeftig, da es gut die angesprochene Verquickung der Publikumsmaerkte und der Fachinformationsmaerkte illustriert. Den Medienunternehmen erschien das Engagement im Suchmaschinengeschaeft eine interessante Ergaenzung zur Schaltung von Werbebannern. Das Angebot von Suchdiensten schien aus verschiedenen Perspektiven eine attraktive Moeglichkeit zur Akquirierung neuer Kunden: Durch Querverweise zwischen ihren (z. T. auch kostenpflichtigen) Angeboten und den Suchdiensten werden Kunden aufmerksam, die Suchdienste bieten direkte Anbindung an Millionen von Kunden, inklusive Rueckkanal mit der Moeglichkeit, Bestelltransaktionen zu realisieren. Zudem sind Suchmaschinen ein ideales Marktforschungsinstrument, mit dessen Hilfe sich Erkenntnisse ueber die Interessen der Besucher ermitteln lassen.
Anhand zweier Fallbeispiele werden im Folgenden Bedingungen der wirtschaftlichen Profitabilitaet und der Informationsqualitaet ausgelotet.

Fallbeispiel 1: AOL
Prominentestes Beispiel des Medienkonzerns neuen Typs ist der 2001 aus der Fusion des Medienunternehmens Time Warner mit dem Online-Anbieter und Internet-Provider AOL hervorgegangene Konzern AOL Time Warner (vgl. Ketupa 2003). Haeufig war bei diesem Zusammenschluss mittels Aktientausch auch von einer Akquisition oder uebernahme von Time Warner durch AOL die Rede (vgl. Beck 2001, 409). Von der Fusion versprachen sich die Konzernchefs durch die Verbindung von Infrastruktur (Netze, darunter auch die neuen Breitbandkabelnetze) und 'Content' / Inhalten (Filmrechte und Zeitschriften) eine entscheidende Verbesserung der Chancen zur Vermarktung ihrer Produkte. Die Fusion steht in mehrfacher Hinsicht stellvertretend fuer Trends auf dem Medien- und Informationsmarkt. Sie ist beispielhaft fuer multimediale Konzentration, da durch den Zusammenschluss Printmedien, Fernsehveranstalter, Filmindustrie und Online-Medien unter einem Dach gebuendelt werden. Zudem handelt es sich um eine multinationale Verflechtung, die durch das Jointventure mit Bertelsmann bis nach Europa und Australien reicht (vgl. Beck 2001, 411). In Deutschland ist der Konzern beispielsweise ueber AOL Deutschland, den CNN Ableger n-tv und die Hamburger Musikfirma WEA praesent (Hachmeister 2000, 34). Der erwartete oekonomische Erfolg durch die erhofften Synergieeffekte zwischen Kommunikationstechnologie und Content ist bisher ausgeblieben. AOL Time Warner wurde in den Medien zum Absteiger des Jahres 2002 erklaert (vgl. FAZ, 30. 12.2002). Weltweit hat AOL Time Warner 2002 Verluste von knapp € 100 Milliarden zu verzeichnen, vorsichtigere Schaetzungen gehen von 60,7 Milliarden aus (Interview Laurent 2003, 57 / Heise.de 2002, 25.04.02a). Der groeßte Teil des Verlusts wird auf Firmenwertabschreibungen zurueckgefuehrt, in denen sich der Wertverlust von Unternehmen widerspiegelte, die AOL Time Warner uebernommen hatte. Fuer die Wertverluste werden fast ausschließlich sinkende Werbeeinnahmen (minus 9%), steigenden Kosten, Wettbewerbsdruck sowie das Fehlen einer Breitband-Strategie verantwortlich gemacht.
Wie ist die Wirkung der AOL Time Warner-Fusion auf den Informationsmarkt zu beurteilen? Die von den Kritikern der Fusion befuerchtete Monopolstellung hat der Medienkonzern bisher nicht erreicht. So liegt AOL beispielsweise in Deutschland mit nur 2, 6 Millionen Kunden deutlich hinter dem Marktfuehrer T-Online (9, 7 Millionen) (Interview Laurent 2003, 57). Einzig was die Verweildauer der Kunden auf der Seite von AOL angeht, hat das Unternehmen seine Spitzenstellung erhalten koennen (FAZ, 20.01.2003). Die erwarteten ueberproportionalen Erloese aus der Content-Vermarktung sind bisher ausgeblieben. AOL's urspruenglicher Erfolg wird darauf zurueckgefuehrt, dass es dem Unternehmen gelungen war, das Internet nutzerfreundlich zu machen. Hier hat AOL seinen Vorsprung eingebueßt. Das andere Erfolgskriterium von AOL, die Idee der Zugehoerigkeit zu einem Club, wofuer der Nutzer auch zu zahlen bereit ist, verliert angesichts zahlreicher kostenloser Internetforen an Attraktivitaet (Providence Journal, 16.01.2003). AOL ist nicht das einzige Unternehmen, das bisher daran gescheitert ist, großflaechig kostenpflichtige Angebote durchzusetzen. Im Kapitel 4.2 werden wir uns speziell mit den neuen Geschaeftmodellen der Unternehmen auseinandersetzen.
Die auch in den Medien selber intensiv diskutierte Krise des Medien- und Informationsmarktes, die sowohl die Marktfuehrer als auch kleine Unternehmen trifft, darf jedoch nicht ueber die Tatsache hinwegtaeuschen, dass bei AOL große Gewinne erzielt werden und das Unternehmen weiterhin als profitabel gilt. Von 2001 auf 2002 stiegen die Umsaetze um 7% auf $ 41,1 Milliarden. Zwar verlangsamte sich das Subskribentenwachstum, aber auch in diesem Bereich konnte der Konzern nochmals leichte Steigerungen verbuchen (Business Wire, 29.01.2003).
Auch wenn es bisher nicht zur befuerchteten 'AOLisierung' des Informationsmarktes gekommen ist, sollte man die drastischen Veraenderungen des Informationsmarktes infolge von Firmenkonzentrationen wie der von AOL Time Warner nicht unterschaetzen:
1. Kapitalisierung des Informationsmarktes. Die Tatsache, dass ein Großteil der Verluste dem Wertverfall der Aktien zuzuschreiben sind, demonstriert die steigenden Tendenzen einer Kapitalisierung des Informationsmarktes deutlich. In dem Maße, in dem auch in Unternehmen des Informationsmarktes Aktionaere das Sagen haben, nimmt der Druck zu, Gewinnmargen zu erwarten, die bisher in diesem Bereich nicht ueblich waren.
2. Zwang zur Gewinnmaximierung. Der wachsende Druck zur Gewinnmaximierung laesst sich ohne Personaleinsparungen in großem Maßstab nicht erreichen. Allein in Deutschland wird AOL im Rahmen seines Sanierungskurses 170 Mitarbeiter entlassen (vgl. Interview Laurent 2003, 57). Personaleinsparungen dieser Groeßenordnung lassen sich nur schwer allein durch Rationalisierungen ausgleichen, sondern fuehren in der Regel auch zu Qualitaetseinbußen fuer den Kunden.
3. Verringerung des Informationsangebotes. Mit Personaleinsparungen eng verknuepft sind manchmal auch als Kannibalisierung bezeichnete Prozesse des internen Wettbewerbs innerhalb der Konzerne, die z. B. dazu fuehren, dass weniger auf ein großes Massenpublikum ausgerichtete Produkte aus der Angebotspalette eines Unternehmens genommen werden.
4. Monopolisierung der Zugangskanaele. Eine Antwort des Unternehmens, auf die schlechten Geschaeftsergebnisse ist die Schaffung von Exklusivangeboten fuer die Subskribenten (vgl. Pruit 2003). Als Folge dieser Entwicklung werden in Zukunft viele von Time Inc.'s großen Magazinen nur noch ueber AOL zugaenglich sein. Eine Stichprobe bei 18 zur Time Inc. gehoerenden Online-Ausgaben von Zeitschriften hat ergeben, dass die Haelfte der Titel weiterhin frei ueber das Internet zugaenglich ist, waehrend die anderen Titel nur noch AOL-Kunden kostenlos angeboten werden.21 Bei den kostenpflichtigen Angeboten handelt es sich allerdings ausschließlich um dem Lifestyle-Bereich zuzurechnende Publikationen wie "Southern living" oder "Real simple", waehrend Nachrichtenmagazine wie "Time" oder auch Titel aus dem Wirtschaftsbereich wie "business2.com" frei zugaenglich sind
5. Konzentration im Privatsektor. Vergleichbare oeffentliche nicht kommerzielle Informations-Angebote werden mit dem Argument, dass auf dem Markt ein entsprechendes Angebot zu akzeptablen Preisen vorhanden ist, eingestellt.
6. Einflussnahme auf die Inhalte. Mit der Medienkonzentration einher geht seit jeher die Befuerchtung, dass die Konzerne direkt Einfluss auf die Inhalte der Publikationen nehmen koennten. Hinweise auf solche Tendenzen lassen sich beispielsweise auch bei dem zum Konzern gehoerenden renommierten Time Magazine beobachten (vgl. Beck 2001, 419). Allerdings sind auch weiterhin kritische Artikel zum Verhalten des Konzerns moeglich, wie ein im April 2003 im ebenballs zur Time Inc. gehoerenden Magazin "Fortune", veroeffentlichter Artikel belegt. In einem gut recherchierten Hintergrundartikel verfolgt Carol Loomis, wie AOL offensichtlich Werbeerloese erfunden hat (vgl. Loomis 2003).

Fallbeispiel 2: Google

Wenn es eine Erfolgsgeschichte auf dem Informationsmarkt zu erzaehlen gibt, dann die der 1998 gegruendeten Suchmaschine Google. Laut einer repraesentativen Studie von Webhits im April 2003 wurden 66% Internetsuchen mit Google durchgefuehrt (WebHits). Die 1998 von zwei Stanford Studenten gegruendete Firma betreibt heute die weltweit fuehrende Suchmaschine und beschaeftigt nach eigenen Aussagen mehr als 500 Mitarbeiter (Google Corporate Information). Die Firmengeschichte von Google entspricht dem waehrend des New Economy Booms typischen Muster des Aufstiegs einer Garagenfirma zu einem international erfolgreichen Unternehmen. Keines der bekannten Klischees, nachzulesen auf der Homepage des Unternehmens, fehlt:
* 1998 von zwei Stanford-Studenten in Kalifornien gegruendet,
* erster Firmensitz war selbstverstaendlich eine Garage,
* die Anfangsfinanzierung wurde ueber Freunde vermittelt,
* rasch konnte die Firma Risikokapital akquirieren,
* der ungewoehnliche Erfolg veranlasste hoch qualifizierte Experten, sowohl aus dem informationstechnischen Bereich als auch aus dem Management-Bereich bei Google einzusteigen,
* selbstverstaendlich herrscht eine freundschaftliche informelle Arbeitsatmosphaere. Gesundheitsmoebel, oekologische Ernaehrung und Hockey-Turniere auf dem Firmenparkplatz duerfen nicht fehlen....

So typisch die Gruendungsgeschichte von Google ist, so ungewoehnlich ist der herausragende Erfolg, gepaart mit einem weiterhin hohen Ansehen des Unternehmens. Im Gegensatz zu vielen Neugruendungen der New Economy verzichtete Google bisher darauf, an die Boerse zu gehen (vgl. Zepelin 2002). Was ist das Erfolgsgeheimnis von Google und wie haelt es die Firma mit dem eigenen Motto "You can make money without doing evil"?
In ihrer Selbstdarstellung betont die Firma, dass sie zu schnelles Wachstum vermieden habe und nach der Anfangsfinanzierung auf Investitionen von außen verzichten konnte. Google konzentriert sich auf die beiden Kerngeschaeftsfelder: Verkauf seiner Suchtechnologie und zielgerichteter Anzeigenverkauf. In die Gewinnzone sei die Firma durch eine Anwendung gekommen, die eine Schluesselwort bezogene Schaltung von Anzeigen erlaubt.22 Als weiterer Schritt zum Erfolge wird die im Sommer 2000 angekuendigte Partnerschaft mit dem Internet-Katalog Yahoo! gewertet.
Allgemein wird die ueberlegene Suchtechnik und eine Benutzeroberflaeche, die dem Wunsch der Nutzer nach uebersicht und klaren Strukturen, besser gerecht wird als andere fuer den Aufstieg von Google zur weltweit fuehrenden Suchmaschine verantwortlich gemacht. Die Technologie erwies sich gegenueber anderen Technologien so ueberlegen, dass Konkurrenten wie AOL oder Yahoo! dazu uebergegangen sind, ihre Trefferlisten ueber Google zu beziehen. Ein Grund fuer das hohe Ansehen von Google ist, dass die Suchmaschine bisher darauf verzichtet hat, eine hoehere Listung oder eine nach kommerziellen Gesichtspunkten ausgerichtete Veraenderung der Ergebnisse zu verkaufen. Prinzipiell wird eine Internetseite nach ihrer Popularitaet im Netz eingestuft. Hoch gewichtet wird beispielsweise die Anzahl der Links, die auf eine bestimmte Seite verweisen. Im Extremfall kann das bedeuten, dass sich das Ranking einer Seite verbessert, wenn sie von vielen empfohlen wird. Wenn hingegen ein Verweis auf der Nachbarseite geloescht wird, kann es sein, dass dieselbe Seite sehr weit hinten gerankt wird, obwohl sich ihre Inhalte nicht veraendert haben (vgl. Bartl 2002). Die allgemeine Akzeptanz dieses Verfahrens ist darauf zurueckzufuehren: dass es offensichtlich funktioniert, da die Nutzer zufrieden sind; es ist ein Verfahren, das auch in wissenschaftlichen Bibliographien seit langem praktiziert wird, naemlich bei den sogenannten Zitierindices, die nachweisen, wie haeufig ein wissenschaftlicher Aufsatz in anderen Aufsaetzen zitiert wird. Google muss sich nicht dem Vorwurf der Manipulation der Ergebnisse aussetzen, da die Auswahl der Ergebnisse rein computergesteuert ist und "garantiert niemand seine Finger im Spiel hat", wie die PR-Managerin von Google, Debbie Frost, formuliert. (vgl. Bartl 2002).
Bis 2002 hatte die Konkurrenz von Google in der Regel mit Kooperationen auf die ueberlegenheit der Suchtechnologie reagiert, beispielsweise in der Partnerschaft von Google und Yahoo!. Mit der zweiten Jahreshaelfte 2002 aenderte sich diese Situation. Firmen wie Yahoo! fuerchten durch die Entwicklung von Google hin zu einer Informationssupermacht ihre Marktstellung zu verlieren und langfristig von Google abhaengig zu werden. Yahoo! investiert aus diesem Grunde in die Entwicklung einer eigenstaendigen Suchtechnologie durch den Erwerb der Firma Inktomi (vgl. Resourceshelf 2002). Google seinerseits reagierte auf diese Entwicklung durch eine Verbesserung seiner Suchmoeglichkeiten. So werden beispielsweise Werkzeuge entwickelt, die es dem Nutzer ermoeglichen, speziell nach Online-Nachrichten, Bildern, Landkarten oder Wettervorhersagen zu suchen.
Dem Unternehmen ist es bisher weitgehend gelungen, dem eigenen Motto "You can make money without doing evil" treu zu bleiben. Das Ranking der Suchergebnisse ist weiterhin unabhaengig von den zahlenden Kunden. Die juengsten Entwicklungen zeigen aber, dass Google als Informationssupermacht unter starkem Konkurrenzdruck steht. So versucht auch Google durch uebernahme anderer Firmen, zuletzt der Suchtechnologiefirma Applied Semantics, mit deren Hilfe die kontextbezogene Werbung weiter entwickelt werden soll, seine Marktstellung auszubauen. Durch den Erwerb des Weblogg-Dienstes Blogger erhaelt Google Zugriff auf die Metadaten, die die rund 200 000 aktiven Netztagebuchschreiber auf Blogger.com generieren. Diese Metadaten liefern wichtige Informationen ueber die Verknuepfungen der alternativen Internet-Szene untereinander, die Art der Weblog-Eintraege und die vielen Hyperlinks, die ein wichtiger Bestandteil des 'Blogging' sind (vgl. Netzzeitung 24.02.2003).
In der alternativen Szene ist Google im Maerz 2002 in Verruf geraten. Auf Druck der "Church of Scientolgy" hatte Google die Scientology kritischen Seiten der Operation Clambake vollstaendig aus seinem Verzeichnis geloescht. Die "Church of Scientology" hatte Google unter Verweis auf das Digital Millenium Copyright Act einen Verstoß gegen das Urheberrecht vorgeworfen und ein Verfahren angedroht. Allein die Androhung eines Verfahrens, wobei die Erfolgsaussichten fuer die "Church of Scientology" ungewiss waren, hat Google nach eigenen Aussagen zunaechst dazu bewogen, die URL der Operation Clambake (xenu.net) komplett aus seinem Verzeichnis zu streichen (vgl. infoAnarchy 2002). Diese bisher fuer Google einmalige Form der Zensur wurde in der alternativen Internet-Szene stark kritisiert. Die Mitarbeiter von Google reagierten offenbar auf diese Kritik, indem sie die Hauptseite wieder in das Verzeichnis aufnahmen; Unterseiten sind hingegen weiterhin nicht ueber Google auffindbar. Dieser Fall demonstriert anschaulich, wie ueberragend die Rolle der Suchmaschinen als Torhueter zu den weltweit vorhandenen Wissensbestaenden ist. Die marktbeherrschende Stellung eines Anbieters birgt noch eine weitere Gefahr in sich: "Wer populaer ist, wird noch populaerer." Google verwaltetet immer groeßere Datenmengen, was gleichzeitig den Kunden immer leichter zu der falschen Annahme verleitet, dass die Google-Suchmaschine tatsaechlich das Internet erschoepfend erschließt: 'Was hier nicht auftaucht, ist nicht vorhanden'. Angesichts großer Treffermengen besteht zudem die Gefahr eines zu großen Vertrauens in das Ranking und weiter hinten in der Treffermenge gerankte Treffer werden vom Nutzer nicht mehr zur Kenntnis genommen. Das Scientology-Beispiel zeigt aber auch noch einen weiteren Mechanismus der Internet-Kommunikation. Die Nutzer ihrerseits sind im Einzelfall in der Lage entscheidenden Einfluss aus zu ueben. Nur dem heftigen Protest aus der unabhaengigen Internet-Szene ist es zu verdanken, dass Google zumindest teilweise seine Entscheidung wieder rueckgaengig gemacht hat.

3.3.2 Der oeffentliche Bereich: PrivatisierungAusverkauf oder Chance?

Trotz großer nationaler Unterschiede wird in den meisten Staaten der Welt das Bildungs- und Wissenschaftssystem, zumindest was die Grundversorgung angeht, weitgehend aus staatlichen Mitteln finanziert. Auch die Notwendigkeit einer von der oeffentlichkeit getragenen Finanzierung von Archiven, Bibliotheken und Museen wird weiterhin grundsaetzlich, trotz starker Sparzwaenge, als wichtige Investition in die Innovationsfaehigkeit der Wirtschaft und als Beitrag fuer Bildung, soziale Aufklaerung und Voraussetzung fuer demokratische Teilhabe am oeffentlichen Leben akzeptiert (vgl. Kuhlen 2002/1), 20).
Unter dem Einfluss neoliberaler Wirtschaftspolitik setzen sich jedoch weltweit, sowohl auf der Ebene der nationalen Regierungen als auch auf der Ebene supranationaler Institutionen (z. B. WTO), Deregulierungs- und Privatisierungstendenzen durch (vgl. Kuhlen 2003, 144). Auch im Bereich der Wissens- und Informationsversorgung, im engeren wissenschaftlichen Bereich ebenso wie auf dem Gebiet der Foerderung kultureller Aktivitaeten im weitesten Sinne (Wissensobjekte aus Theatern, Museen, Bildung, Literaturfoerderung), setzen die politischen Akteure zunehmend auf die Selbstregulierungskraefte des freien Marktes.
Die deutsche Forschungslandschaft ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl von universitaeren und außeruniversitaeren Forschungseinrichtungen. 1999 investierten Bund und Laender 31, 6 Milliarden DM. In Deutschland gab es nach der Bibliotheksstatistik 2000 284 Hochschulbibliotheken, 32 Regional- und 532 Spezialbibliotheken. Diese wurden jaehrlich in einer Hoehe zwischen 1,8 und 2 Milliarden DM fuer Erwerbung und Personalkosten gefoerdert (vgl. Little 2001a, 9). Diese Angebote und Dienstleistungen kommen schwerpunktmaeßig 460.400 Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen (davon 296.300 im privaten Bereich) zu gute.
Auch in Deutschland werden vor allem wirtschaftlich Erfolg versprechende Bereiche der oeffentlichen Wissens- und Informationsversorgung verstaerkt seit den letzten 10 Jahren aus der oeffentlichen Hand in die Privatwirtschaft ueberfuehrt. Unter diesen Trend fallen so unterschiedliche Entwicklungen wie die Forcierung von durch die Industrie gefoerderte Drittmittelforschung an den Universitaeten, Erhoehung der Kostendeckungsquoten an Bibliotheken und anderen kulturellen Einrichtungen oder die Foerderung von privaten Schulen und Hochschulen. Auch der gegenwaertig politisch gewollte Ausbau von E-Learning ist als ein weiterer Schritt in diese Richtung zu interpretieren. Eine Hochschullehrerin, die bisher einen Teil der vermittelten Inhalte beispielsweise ueber eine Website im Internet frei zur Verfuegung gestellt hat, wird, wenn die entsprechende Hochschule E-Learning-Kurse anbietet, diese nur noch exklusiv den eingeschriebenen Studierenden zur Verfuegung stellen.
Die Fachinformationsvermittlung nimmt, was die Privatisierung angeht, eine Vorreiterrolle ein. Bereits seit den 1980er Jahren ist die Bundesregierung bestrebt, die "Marktfaehigkeit" der staatliche gefoerderten Informationsvermittlungsstellen (IVS) zu steigern (vgl. BMBF Fachinfo). Anforderungen an Kostendeckungsgrade liegen zwischen 0 Prozent und 100 Prozent. Die Zentralstelle fuer Agrardokumentation und –information beispielsweise ist ausschließlich oeffentlich finanziert. Sie orientiert sich an den Beduerfnissen des Bundesministeriums fuer Verbraucherschutz, Ernaehrung und Landwirtschaft. Das auf technisch-naturwissenschaftliche Informationen spezialisierte Fachinformationszentrum Karlsruhe hingegen ist einer kompletten Eigenfinanzierung schon wesentlich naeher. 2001 standen € 20.8 Millionen Umsatz € 28 Millionen Aufwendungen gegenueber (vgl. Fiz Karlsruhe 2001).
Derzeit konzentriert sich die staatliche Foerderpraxis auf fuenf Schwerpunkte:
1. Langfristig geht der Trend zu einer mehr oder weniger vollstaendigen Umstellung auf eine digitale Informationsversorgung. Das heißt nicht, dass gedruckte Informationen nicht mehr weiterhin in Bibliotheken vorgehalten werden sollen. Schlagworte wie die 'hybride Bibliothek' zielen ja gerade auf eine staerkere Verzahnung von Online- und Offline-Quellen. Jedoch wird der Zugang zu Informationen sowie die Bereitstellung von Informationen ueber Informationen in absehbarer Zukunft bis auf wenige Offline-Inseln digital sein (vgl. Vascoda).
2. Die Digitalisierung wird technisch durch den Aufbau leistungsstarker Kommunikationsnetze unterstuetzt. Der Verein zur Foerderung eines Deutschen Forschungsnetzes e. V. stellt fuer Hochschulen, außeruniversitaere Forschungseinrichtungen und private Forschungsinstitute die Informations- und Kommunikations-Infrastruktur unter dem Namen Deutsches Forschungsnetz (DFN) bereit.
3. Die oeffentliche Foerderpolitik zielt stark auf die Integration von Bibliotheken, vor allem wissenschaftlichen Bibliotheken, und Informations- und Dokumentationseinrichtungen.
4. Stark gefoerdert werden Kooperationen sowohl zwischen oeffentlichen Informations- und Dokumentations-Einrichtungen untereinander als auch zwischen der Privatwirtschaft, vor allem Verlagen, und oeffentlichen Einrichtungen. Im Rahmen dieser Maßnahmen sollen Informationsverbuende und Wissensportale entstehen. Informationsverbuende werden zur Zeit in den Bereichen Medizin, Technik / Naturwissenschaften (GetInfo), Wirtschaftswissenschaft / Wirtschaftspraxis (EconDoc) und Bildung / Sozialwissenschaften / Psychologie (infoconnex) aufgebaut (vgl. Digital Library Forum).
5. Mit dem richtungsweisenden Ziel des Strukturwandels durch kooperatives Zusammenwirken aller am Publikationsprozess Beteiligten (Autor, Leser, Fachgesellschaften, Verbaende, Fachverlage, Buchhandel, wissenschaftliche Bibliotheken, Fachinformationseinrichtungen) ist in der Regel auch ein Foerderung der Privatisierung bzw. der Eigenfinanzierungsquoten der verschiedenen Einrichtungen verbunden.
Wie sind diese Entwicklungen in Hinblick auf unsere Ausgangsfrage nach dem Gleichgewicht zwischen oekonomischer Profitabilitaet und Gewaehrleistung von Zugang und Zugriff zu Information und freiem Wissensaustausch zu bewerten? Oder anders formuliert, wie weit wird der oeffentliche Bereich den Anforderungen gerecht, Zugang zu Wissen und Information zu vertraeglichen Kosten zu gewaehrleisten? Mit ihrem Programm liegt die Bundesregierung voll im internationalen Trend. Sie setzt vor allem auf Ausbau von Infrastruktur und Portalen, den Aufbau von digitalen Bestaenden und die Entwicklung neuer Geschaeftsmodelle. Die oben genannten, sich im Aufbau befindlichen Projekte liefern schon heute attraktive Gateways zu einer Vielzahl hochwertiger Informationen. Diesen positiven Entwicklungen stehen aber in anderen Bereichen bedenkliche Unterversorgungen gegenueber. Die Verringerung der Erwerbungsetats einerseits, ueberproportionale Preissteigerungen fuer wissenschaftliche Literatur andererseits, fuehren dazu, dass Hochschulbibliotheken und Bibliotheken von Forschungseinrichtungen der Aufgabe der Grundversorgung des wissenschaftlichen Personals und der Studierenden mit Fachzeitschriften und Monographien nicht mehr gerecht werden koennen. Diese Erwerbungsproblematik kann auch durch den gemeinsamen Einkauf elektronischer Zugaenge nicht geloest werden.
Die oeffentliche Forschungsfoerderung in Deutschland zeichnet sich durch eine große Heterogenitaet aus: Allein auf Bundesebene sind die Aufgaben hauptsaechlich zwischen dem BMBF (Bundesministerium fuer Bildung und Forschung) und dem BMWi (Bundesministerium fuer Wirtschaft) verteilt. Bund und Laender teilen sich zu jeweils unterschiedlichen Anteilen die Finanzierung von Einrichtungen und Projekten, und ein weiterer Teil wird von verschiedenen Stiftungen und der DFG getragen.23 In Folge dieser Kompetenzen-Vielfalt schlagen sich in den diversen Projekten und Planungen verstaendlicherweise die unterschiedlichen Schwerpunkte und Interessen der beteiligten Institutionen nieder (vgl. Little 2002, 3). In diesem Zusammenhang besonders negativ wirkt sich das Fehlen einer zentralen Infrastruktureinrichtung aus, wie sie bis zu seiner endgueltigen Schließung am 31.12.2002 das Deutsche Bibliotheksinstitut geboten hat. "Seitdem beruhen", wie Rainer Kuhlen in einem Gutachten fuer den Deutschen Bundestag bemerkt, "politische Zielfindung, Politikberatung und die Wahrnehmung der vielfaeltigen informationellen Infrastrukturaufgaben und oeffentlichkeitsarbeit auf eher zufaelligen Kontakten und sind kaum in der oeffentlichkeit nachvollziehbar." (Kuhlen, 2002/1, 29) So liegt fuer das Jahr 2002 erstmals keine bundesweite Bibliotheksstatistik vor, da sich keine Institution gefunden hat, die diese Aufgabe in der Nachfolge des Deutschen Bibliotheksinstituts uebernimmt (vgl. Bayerische Staatsbibliothek 2002). Die ueberfuehrung oeffentlich entstandener Datenbanken in private Traegerschaft funktioniert nicht in allen Bereichen gleich gut. Die Forschungsverbundprojekte belegen bereits deutlich ein ueberwiegen wirtschaftsrelevanter Informationen. Paradoxerweise kommt es sogar in Einzelfaellen dazu, dass gerade der wirtschaftliche Erfolg einzelner Angebote dazu fuehrt, dass ein Teil des urspruenglichen Zielpublikums von den Angeboten ausgeschlossen wird. Bei hohen Vorgaben zur Eigenfinanzierungsquote muessen die Einrichtungen die Leistungen zu hoeheren Preisen anbieten und orientieren sich in ihrem Leistungsspektrum an rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten aus. Dies kann dazu fuehren, dass bestimmte Leistungen fuer die Wissenschaft nur noch eingeschraenkt erbracht werden, bzw. sich die unter großen Sparzwaengen stehenden Einrichtungen diese Angebote nicht mehr leisten koenne. Ein solches Beispiel liegt bei der 2001 teil privatisierten JURIS GmbH vor, die Rechtsinformationen anbietet. Infolge der Preissteigerung sahen sich Universitaeten gezwungen, das Angebot abzubestellen (vgl. Little 2002, 15).

3.3.3 Netzkulturder Graswurzelbereich

Besonders die Entwicklung des Internet zum Alltagsmedium hat dazu gefuehrt, dass neben den oeffentlichen und privaten kommerziellen Informationsanbietern sich eine dritte Saeule auf dem Wissens- und Informationsmarkt formieren konnte: die Gemeinde der Internet-Buerger (engl. net-citizens). Einzelpersonen und gesellschaftliche Organisationen stellen ihrerseits ueber das Internet Wissens- und Informationsprodukte zur Verfuegung. Teilweise partizipieren auch die Wissenschaften bzw. einzelne Wissenschaftler als Produzenten und Konsumenten an dieser neuen Informationskultur. Erwaehnt seien hier die unterschiedlichen Mailinglisten, Foren und Newsletter, die ueber Internetdienste zugaenglich sind. Da in vielen dieser Listen der Kommunikationsaspekt ueberwiegt, werden sie in diesem ueberblick ueber die Informationsmaerkte nur erwaehnt. Von Einzelpersonen und gesellschaftlichen Gruppen werden aber auch wertvolle Inhalte erstellt und allgemein zugaenglich gemacht. Aufmerksamkeit verdienen in diesem Zusammenhang neben einer Vielzahl privater Homepages die von freiwilligen, ehrenamtlichen Mitarbeitern in der Tradition der Open-Source-Software-Szene erstellten Informationsangebote.


Fallbeispiele: Das dmoz.org Projekt und die Online-Enzyklopaedie WikipediaDie Heinzelmaennchen des WWW

Da der sprunghafte Erfolg des WWW vor allem auf dem Wunsch vieler Nutzer beruht, ihre Ressourcen mit anderen zu teilen, ist es nicht verwunderlich, dass eines der weltweit renommiertesten freien Internetprojekte ein Webverzeichnis ist. Das dmoz.org Projekt (Directory at Mozilla24), auch bekannt unter der Abkuerzung ODP (Open Directory Project), ist ein von freiwilligen Redakteuren zusammengestelltes und gepflegtes Internetverzeichnis. Die Editoren waehlen hochwertige Links aus und ordnen sie den Klassen des dmoz.org Verzeichnisses zu. Mittlerweile weist dmoz.org mehr als 3, 8 Millionen Webseiten in 460.000 Kategorien nach. Die Katalogisierungsarbeit wird von ueber 55.000 freiwilligen Editoren geleistet (vgl. Vaughan 2003). Gemaeß der GNU-Lizenz fuer Freie Dokumentation ist die uebernahme von Dmoz-Dateien, auch fuer kommerzielle Zwecke, kostenfrei erlaubt, solange ein Hinweis auf das Projekt erfolgt und das Recht zur kostenfreien Nutzung auch weiterhin eingeraeumt wird. Das ODP ist nicht nur ein Beispiel fuer ein im wesentlichen auf ehrenamtlicher Mitarbeit beruhendes Informationsangebot. Am Beispiel des ODP lassen sich auch expemplarisch die komplexen Strukturen des Internet illustrieren. OPD arbeitet nach strengen Regeln, und es wird darauf geachtet, dass Links nicht nach kommerziellen Gesichtspunkten ausgewaehlt werden. Zwar ruft das Projekt auf seiner Website zur Mitarbeit auf, aber eine Redaktion waehlt unter den Bewerbern aus und lehnt auch Mitarbeiter ab. Die amerikanische Seite liegt allerdings auf dem Server der zu AOL gehoerenden Firma Netscape und erhaelt auch von Netscape technische Unterstuetzung. Die deutschsprachige Seite wird von dem in der Schweiz lebenden Marco Huggenberger gehostet und betreut (Homp@ge Magazin 2002). Google und AOL beziehen sich fuer spezielle Suchen auf das Verzeichnis. Die Editoren des OPD beklagen, dass es sich bei immer mehr Links, die dem ODP zur Aufnahme in den Katalog geschickt werden, um Spam handele, und die freiwilligen Mitarbeiter mit der Bearbeitung nicht mehr nachkommen koennten (vgl. Olsen 2003).
Waehrend das OPD ausschließlich mit namentlich bekannten Editoren arbeitet, handelt es sich bei der Online-Enzyklopaedie Wikipedia um ein tatsaechlich offenes Gemeinschaftsprojekt. Jeder kann ueber das Internet nicht nur Artikel lesen, sondern sogar ohne Anmeldung neue Artikel schreiben und vorhandene Artikel bearbeiten.25 Das 2001 in den USA ins Leben gerufene Projekt konnte im Januar 2003 die Entstehung des 100.000sten Artikels verkuenden. In der deutschen Version wird mittlerweile an 14.467 Artikeln gearbeitet. Mit der Wikipedia ist das Experiment geglueckt, dass unterschiedliche Autoren, die sich persoenlich ueberhaupt nicht kennen, ohne eine zentrale Redaktion zusammen arbeiten koennen. Fuer diesen Umstand machen die Organisatoren des Projektes die Tatsache verantwortlich, dass die Teilnehmer jederzeit einfach gegenseitig ihre Beitraege bearbeiten koennen, im Projekt strenge Regeln gegen jede Art von Parteilichkeit herrschen und alle Teilnehmer die Seite mit den letzten aenderungen ueberwachen und etwaige boeswillige Angriffe sofort entdeckt werden (vgl. Wikipedia). Funktionieren kann ein solches Projekt, weil es Menschen gibt, denen es Spaß macht, ihr Wissen weiterzugeben. Dass diese Freude, dass eigene Wissen zu teilen jedoch auch an ihre Grenzen stoeßt, zeigt der 'Abschiedsbrief' eines der Gruender der Wikipedia, des Philosophen Larry Sanger. Larry zieht sich foermlich aus dem Projekt zurueck und begruendet seinen Ausstieg damit, dass er arbeitslos geworden sei und nicht mehr so viel Zeit wie bisher in das Projekt investieren koenne, da er eine neue Stelle suchen muesse. Diese Situation ist typisch fuer viele offene Webprojekte, sie funktionieren, weil es ueber das Internet moeglich ist, viele Personen zu beteiligen, sie funktionieren aber vor allem auch aufgrund Einsatzes einiger weniger, die Projekte voran bringen.

3.3.4 Fazit: Wissens- und Informationsmaerkte im Umbruch

Diese exemplarische Erkundung der drei zentralen Bereiche des Informationsmarktes laesst einige zusammenfassende Thesen zum gegenwaertigen Zustand des Marktes zu.
Die dargestellten Beispiele belegen, dass ein gerecht organisierter Wissens- und Informationsmarkt, in dem wirtschaftliche Verwertungsinteressen und Profiterwartungen einerseits und freier Zugang zu Informationen sowie freier Wissensaustausch andererseits in einem ausgewogenen Verhaeltnis stehen, moeglich ist. Positiv fuer die Verbreitung von Information und Wissen wirkt sich offensichtlich eine gewisse ethische oder moralische Selbstverpflichtung der Handelnden aus, wie der Verzicht von Google darauf, die Seiten zahlender Kunden hoeher im Ranking der Suchergebnisse zu gewichten. Andererseits geht immer eine Gefaehrdung der Informationsfreiheit von einer marktbeherrschenden Stellung weniger Anbieter aus, wie sich an der Entwicklung von Google zum Marktfuehrer verfolgen laesst.
Der Informationsmarkt wird getragen von oeffentlich finanzierten, kommerziellen und privaten Angeboten. Die Fallbeispiele haben gezeigt, dass diese traditionelle Unterscheidung jedoch zu kurz greift um die aktuellen Entwicklungen angemessen zu beschreiben, da bereits jetzt zahlreiche Interdependenzen zwischen den drei Bereichen bestehen: oeffentlich entstandene Wissensbestaende gehen in Privathand ueber, kommerzielle Unternehmen wie AOL bieten einen Teil ihres Content kostenfrei ueber das Internet an, oder Google greift zur Verbesserung der Suchergebnisse auf die Arbeit von offenen Gemeinschaftsprojekten wie das Open Directory Project zurueck. Zu wuenschen ist, dass auch in Zukunft das im oeffentlichen Raum (Universitaeten und Wissenschaften) entstandene und mit hohem finanziellem Aufwand gefoerderte Wissen der oeffentlichkeit zugaenglich gemacht wird. Hierzu bedarf es der Pflege und Aufbereitung der Informationsbestaende. Ebenso wichtig ist aber, dass auf das Vorhandensein dieser Bestaende aufmerksam gemacht wird, bzw. sie in einer Weise aufbereitet werden, dass sie von den Nutzern rezipiert werden koennen. Ein Biblithekskatalog darf nicht weniger nutzerfreundlich sein als ein Online-Buchhandel. Dies kann nur durch eine ausreichende oeffentliche Finanzierung geschehen und darf nicht ehrenamtlichen Gemeinschaftprojekten wie ODP und Wikipedia ueberlassen bleiben, da diese notwendigerweise irgendwann an die Grenzen des Engagements ihrer ehrenamtlichen Mitglieder kommen. Zudem koennen bestimmt notwendige Koordinierungsaufgaben nicht von solchen Projekten uebernommen werden.
Die uebergaenge zwischen Wissensproduzenten und Wissensrezipienten sind fließend; das war schon immer so, durch das Internet werden diese uebergaenge jedoch wesentlich erleichtert. Insgesamt ist eine Verschiebung der traditionellen Rollenverteilung zwischen Wissensproduzenten und Wissenkonsumenten durch das Internet zu konstatieren:
* In dem Maße, in dem Autoren ihre Arbeiten selber ins Netz stellen koennen, uebernehmen sie selber die Rolle des Verlegers.
* Verlage uebernehmen die Aufgaben von Bibliotheken, indem sie zu ihren elektronischen Produkten Metadaten wie Verschlagwortungen und Kurzabstracts sowie Retrievaltools anbieten (z. B. Scirus).
* Bibliotheken und Informations und Dokumentations Einrichtungen (IuD-Einrichtungen) wiederum kommt in viel staerkerem Maße als bisher die Aufgabe der Koordination dieser verschiedenen privatwirtschaftlichen Aktivitaeten zu. Darueber hinaus werden sie sich des Wertes bewusst, den der seit Jahrzehnten aufgebaute Bestand von Metadaten (Bibliothekskataloge und Erschließungsvokabularien) auf dem freien Markt hat, und sie bieten diese Metadaten jetzt ihrerseits kostenpflichtig an.
Diese Verschiebungen in den Produktionsstufen der Veroeffentlichung von Wissen und Informationen ueber Wissen haben zu einer grundsaetzlichen Veraenderung der Kostenstruktur gefuehrt. Damit hat sich auch die gesamte Wertschoepfungskette veraendert: Die Kosten fuer bestimmte logistische Aufgaben, wie beispielsweise die Auslieferung von wissenschaftlichen Zeitschriften, verringern sich wesentlich bei einer Umstellung auf eine elektronische Zeitschrift (vgl. Hofmann 1999, 48 f.). Im Gegenzug koennte sich der Erschließungsaufwand einer oeffentlichen IuD-Einrichtung fuer eine elektronische Zeitschrift erheblich dadurch verringern, dass die Zeitschrift bereits vom Verlag aus mit den entsprechenden Metadaten ausgestattet ist und von der IuD-Einrichtung nur noch in das System eingestellt werden muss. Die Akteure auf dem Informationsmarkt werden sich allmaehlich dieser Veraenderungen bewusst. Die Kosten und Gewinne dieser Entwicklung sind zur Zeit jedoch noch sehr unsicher und ungleich verteilt.
Die verschiedenen Teilnehmer auf dem Informationsmarkt vertreten in diesem Zusammenhang sehr unterschiedliche Interessen: Die Unternehmen wollen Geld verdienen, die Regierungen wollen Geld sparen und dennoch Innovationsfaehigkeit von Wissenschaft und Technologie sowie die politische Partizipation ihrer Buerger gewaehrleisten, und die Buerger wollen neben dem Schutz ihrer informationellen Privatsphaere und der Gewaehrleistung groeßtmoeglicher Kommunikationsfreiheit Zugang zu allen Medien- und Wissensprodukten zum Nulltarif.
Der Schaden, der der Meinungsfreiheit durch Monopolstellungen einzelner Anbieter (AOL oder Google) entsteht, kann so lange begrenzt werden, wie weiterhin Gegengewichte bestehen, z. B. durch die 'Konsumentenmacht' der Internetgemeinde. Der Gefahr der Buendelung von Medienmacht und einer "kulturellen Gleichschaltung" steht das "Wesen des Internet", das dem Einzelnen mehr Einflussmoeglichkeiten als jemals zuvor verschafft, entgegen (Beck 2001, 417).



4 Schaffung eines Interessengleichgewichts auf den Informations- und Wissensmaerkten: gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Handlungsfelder

Um zu einem tragfaehigen Interessensausgleich zwischen den dargestellten ebenso großen wie aus der Perspektive der unterschiedlichen Akteure nachvollziehbaren Interessenunterschieden auf dem Informationsmarkt zu gelangen, besteht in folgenden Bereichen Handlungsbedarf:
1. Schaffung neuer Geschaeftsmodelle,
2. Klaerung von Urheber- und Verwertungsrechten,
3. staatliche Informationsverpflichtung und Schaffung von Infrastruktur,
4. Verpflichtung der am Markt beteiligten zu Selbstkontrolle und fair play,
5. Staerkung der Informationskompetenz und Informationsverantwortlichkeit des Einzelnen.
Zu den genannten fuenf Punkten werden im folgenden noch einige Thesen entwickelt, fuer eine intensive Beschaeftigung wird auf die anderen Beitraege dieses Bandes verwiesen. Der Abschnitt 4. 1 beschaeftigt sich mit der politischen Steuerung des Informationsmarktes, der Abschnitt 4. 2 liefert einige Thesen zu den Geschaeftsmodellen, und Abschnitt 4. 3 laesst abschließend die Stimmen der Privatisierungs- und Globalisierungskritik zu Wort kommen.


4.1 Politische Steuerung des Informationsmarktes

Handlungsfeld Urheberrecht
Die oben geschilderten gegensaetzlichen Interessen auf dem Informations- und Wissensmarkt praejudizieren die unterschiedlichen Erwartungen an ein den Beduerfnissen der Informationsgesellschaft angemessenes Urheberrecht (vgl. Haupt 2003). Zentrale Streitfrage in der heftigen dem Gesetzgebungs-Verfahren vorausgegangenen politischen Auseinandersetzung ist die Frage, ob und unter welchen Bedingungen eine digitale Privatkopie urheberrechtlich geschuetzter Werke zulaessig ist. Verbraucher, Schule und Wissenschaft auf der einen Seite streben im Rahmen eines 'freien Informationsflusses' an, dass auf alle urheberrechtlichen Leistungen zurueckgegriffen werden kann. Fuer diese Gruppe ist eine pauschale Verguetung der Urheber (z. B. ueber Geraete- und Leerkassettenabgabe) erstrebenswert. Urheber, Rechteinhaber (Verlage, Filmproduzenten) und Industrie auf der anderen Seite streben einen wirksamen Schutz der Urheber und Verwerter und wollen deswegen die Privatkopie grundsaetzlich nicht zulassen. Angestrebt wird ein System des digitalen Rechtemanagements ("digital rights management"), das es beispielsweise ueber Kopierschutzsysteme moeglich macht, jede Nutzung urheberrechtlich geschuetzter Leistung einzeln zu erfassen und zu vergueten. Der Bundestag hat am 11.04.2003 das "Gesetz zur Regelung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft" verabschiedet. Das Gesetz kommt den Anforderungen der Medienwirtschaft insofern entgegen, dass das Umgehen von Kopierschutzsystemen verboten wird und technische Schutzmaßnahmen gewaehrt werden, die eine missbraeuchliche Nutzung ausschließen sollen (Richtlinie 2001/29). Im Gegenzug wird im lang umstrittenen § 52 a UrhG, der sogenannten "Wissenschaftsklausel", eine begrenzte Nutzung fuer Unterricht und Forschung zugelassen. Lehrern und Professoren ist es gestattet, Texte und Bilder zu digitalisieren und im Rahmen ihres Unterrichts an einen bestimmten und abgegrenzten Kreis von Unterrichtsteilnehmern wiederzugeben. Die langjaehrige Praxis, im Rahmen der wissenschaftlichen Forschung geschuetzte Werke in einem Netz dem Wissenschaftler zugaenglich zu machen, wird beibehalten. Allerdings werden diese Anwendungen nur solange gestattet, wie keine wirtschaftlichen Zwecke vorliegen. Auch fuer diese Anwendungen liegt eine Verguetungspflicht vor. Wird vom Verwerter ein Lizenzvertrag angeboten, gilt der § 52 a nicht (vgl. Bibliotheksverband 2003). Dass die Ansprueche der Industrie, deren Interessen das Gesetz stark entgegenkommt, noch keineswegs befriedigt sind, zeigt sich daran, dass das Gesetz nur mit einer breiten Mehrheit beschlossen werden konnte, da es in der "Wissenschaftsklausel" als zeitlich befristet und generell von allen Seiten fuer ergaenzungs- und weiter reformbeduerftig erklaert wurde. In den weiteren Auseinandersetzung wird es Aufgabe des Gesetzgebers sein, der sich in der gegenwaertigen Situation in der Rolle des fairen Maklers sieht, zu ueberpruefen, ob die angestrebte Kommerzialisierung von Wissen und Information auf dem Weg ueber die Staerkung der Rechte der Verwertung tatsaechlich die erwuenschten positiven Auswirkungen auf eine produktive und innovative Informationswirtschaft hat (vgl. Kuhlen 2002/1, 12).
Im Rahmen der fortgesetzten Auseinandersetzung um das Urheberrecht wird es Aufgabe der Politik sein, oeffentlich und kommerzielle Bereiche zu definieren. In diesen Bereich fallen beispielsweise Initiativen, durch geeignete Infrastrukturmaßnahmen die Veroeffentlichung von Forschungsergebnissen auf oeffentlichen Universitaetsnetzwerken ohne den Weg ueber die Verlage zu foerdern (z. B. dissonline.de).
Der Nachrichten- und Medienbereich ist seit jeher marktwirtschaftlich organisiert. Klagen der Einschraenkung der Informationsfreiheit durchziehen seine Geschichte, erinnert sei an dieser Stelle nur an die Geschichte des Hugenberg-Imperiums in der Weimarer Republik und waehrend des Nationalsozialismus. Die Gesetzgeber haben aus diesen Erfahrungen gelernt und nach dem Zweiten Weltkrieg durch verschiedene Einschraenkungen und Regulierungen des Marktes, z. B. Schaffung des oeffentlich-rechtlichen Rundfunk in Form der ARD, Maßnahmen ergriffen, um die 'Grundversorgung' der Bevoelkerung zu gewaehrleisten. Es wird in Zukunft zu ueberlegen sein, ob aehnliche Modelle auch fuer andere Bereiche, wie den Wissens- und Informationsmarkt, notwendig sind.


4.2 Wer soll das bezahlen? Was ist free und was 'for fee'? Herausforderungen fuer die WirtschaftEntwicklung neuer Geschaeftsmodelle

Es ist unbestritten, dass die Verlagsbranche und die Informationswirtschaft derzeit eine schwere Krise durchmachen. Allerdings sollten die berechtigten Klagen ueber die geringe Zahlungsbereitschaft und Piraterie, wie sie unlaengst in der Auseinandersetzung um die Musiktauschboerse Napster (vgl. T-Online News 2003) kulminierten, nicht darueber hinwegtaeuschen, dass in der Wirtschaft noch ein Nachholbedarf an innovativen Geschaefts- und Preismodellen besteht. In diesem ueberblick ueber die Wissensinformationsmaerkte koennen diese Geschaeftsideen nicht naeher eroertert werden, zukunftsweisende Konzepte sollen jedoch genannt werden, insofern sie eine Aussage fuer die Ausgestaltung der Wissensgesellschaft enthalten. Angesichts stark gesunkener Herstellungs- und Transaktionskosten beispielsweise fuer die Verbreitung von Online-Texten oder Musikfiles ist es nachvollziehbar, dass die Verbraucher nicht bereit sind, sich den Preisvorstellungen der Anbieter zu beugen. In der Verlagsbranche wird vielerorts nur im Aufbau einer Quasi-Monopol-Stellung einen Ausweg aus der Krise gesehen (vgl. Bird 2003). Nutzerschelte wie "Inhaltsangebote im Internet sollten gefaelligst auch bezahlt werden" (heise.de 17.10.2002) hilft wenig weiter. Vielmehr sind die Anbieter gut beraten, die Nutzerbeduerfnisse ernst zu nehmen. Studien speziell aus dem akademischen Umfeld belegen eine zunehmende Informationskompetenz der Endnutzer. Auch weiterhin sind Endnutzer haeufig oberflaechlich und akzeptieren die erste Antwort, die sie erhalten, aber wenn es darauf ankommt, verifizieren sie Informationen und sind auch dafuer bereit, fuer hochwertige Informationen zu zahlen (Outsell 2002, 20). Der Sanierungsplan von AOL zeigt, in welche Richtung neue Geschaeftsmodelle gehen koennen: Im Zentrum stehen die Kundenbindung und die Anpassung des Angebots an spezielle Kundenbeduerfnisse. Als einzelne Maßnahmen werden genannt: besseres Management der Subskribentendatenbank, unterschiedliche Preise fuer unterschiedliche Kunden, spezielle Multimedia, Nachrichten und Unterhaltungsangebote fuer Kunden mit Hochgeschwindigkeitsverbindungen, Erweiterung der Produktpalette fuer Subskribenten, E-mail, die laut ueber das Telefon vorgelesen wird (New York Times, 19.01.2003). Das Beispiel zeigt auch, wo typische Fehler von Online-Geschaeftsmodellen liegen. Nur 4 Millionen der 30 Millionen US-amerikanischen Subskribenten nutzen Hochgeschwindigkeitsverbindungen. AOL konzentriert seine Bemuehungen dennoch darauf, den Subskribenten schnelle Verbindungen zu verkaufen, Berechnet dafuer aber $ 15 zusaetzlich zu den $ 40, die von den lokalen Anbietern gefordert werden, von denen viele konkurrierende Angebote haben (Providence Journal, 16.01.2003). Hier wird den Nutzern eine Technologie aufgezwungen, fuer die viele noch keine Verwendung haben bzw. die sie anderswo zu guenstigeren Konditionen bekommen koennen. Die groeßte Herausforderung an die Industrie ist es den Gegensatz zwischen kostenpflichtigen und kostenlosen Angeboten zu entschaerfen. Es wird darum gehen, ein ausgwogenes Angebot zwischen 'for fee' und 'for free' Angeboten zu entwickeln. Die Nutzerbeduerfnisse ernst zu nehmen kann z. B. heißen (vgl. Outsell 2002):
* Angebot zielgruppenorientierter Online-Produkte, z. B. Firmenprofile, aus mehreren Quellen. Bisher sind die Besitzer der unterschiedlichen Inhalte haeufig zu unflexibel und die Zusammenstellung solcher Produkte ist erst nach langwierigen Verhandlungen moeglich, wenn auf dem Markt kein Bedarf mehr besteht. Eventuell kann es auf 'Content-Syndication' spezialisierten Anbietern gelingen, hier ein neues Geschaeftsfeld zu etablieren.
* Der Geschaeftserfolg von E-Journals ist heute noch haeufig begrenzt, da es an einheitlichen Benutzeroberflaechen fuer unterschiedliche Angebote fehlt. Im kommerziellen Bereich entwickelt Reed Elsevier entsprechende Angebote und im oeffentlichen Bereich geht die Elektronische Zeitschriftenbibliothek in diese Richtung (vgl. EZB).
* Entwicklung von Preismodellen, die den Nutzungsgewohnheiten der Kunden entsprechen. Bisher besteht die Strategie vieler Anbieter darin, ihren Kunden vermeintlich guenstige 'Paketloesungen' zu festen Subskriptionspreisen anzubieten. Solche Pakete enthalten dann teuere attraktive Angebote und als 'Zugabe' Angebote, an denen die Kunden wenig interessiert sind. Hier muessen die Anbieter viel staerker auf die Kunden zugehen, indem sie auch kostenguenstige "pay per view" Angebote liefern. Als Antwort auf die von der Musikindustrie bekaempften Tauschboersen hat Universal Music angekuendigt, demnaechst den Download von Musikstuecken fuer 99 Cent pro Stueck anzubieten.
* Angebot funktionierender und sicherer Online-Zahlungsverfahren, z. B. Mikropayment.
* Dem Nutzer tatsaechlichen Mehrwert bieten. Ein Beispiel fuer solchen Mehrwert sind die von der Stiftung Warentest angebotenen, auf das jeweilige Interessenprofil des Nutzers individuell einstellbaren Testergebnisse. Die Herausforderung besteht darin, neben den Inhalten, auch Serviceangebote zu entwickeln.
* One-stop-shop Verfahren einzufuehren, d. h. , dass der Nutzer vom Nachweis ueber eine Information direkt zur angegebenen Wissensquelle gelangt.


4.3 Privatisierungs- und Globalisierungskritik

Der im "Gesetz zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft" ausgehandelte Kompromiss zeigt, dass trotz gradueller Unterschiede in grundsaetzlichen Fragen Einigkeit zwischen Privatwirtschaft und staatlich Handelnden darueber besteht, dass marktwirtschaftliche Instrumente prinzipiell dazu geeignet sind, zwischen Anspruch auf Gewinnerzielung und freiem Zugang zu Informationen zu vermitteln.
Demgegenueber steht eine weitaus skeptischere, grundsaetzlichere Kritik aus der Perspektive der Privatisierungs- und Globalisierungsgegner. Vertreter dieser Haltung kommen zum einen aus dem Bereich der Hochschulen und oeffentlichen Informationseinrichtungen (Bibliotheken) und zum anderen aus dem Bereich der Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) und der Buergerbewegungen bis hin zur Hackerszene. Zusammenfassend lassen sich drei Strategien erkennen, wie im alternativen Lager versucht wird, veraendernd auf die Informations- und Wissensmaerkte einzuwirken:
1. Aufbau von eigenen Netzwerken und eigenen Wissensbestaenden. Hier wurden als zwei Beispiele von vielen die Projekte Open Directory und die Online-Enzyklopaedie Wikipedia vorgestellt.
2. Schaffen von Gegenoeffentlichkeit (Beispiel Zensur bei Google)
3. Initiative einer "Charta der Buergerrechte fuer eine nachhaltige Wissensgesellschaft" (Charter 2003). Als Vorbereitung auf den UN-Weltgipfel zur Informationsgesellschaft wird in der Charta ein Zehn Punkte Programm aufgestellt, wie die Sicherung des Zugangs zum Wissen 'fuer jedermann, zu jeder Zeit, von jedem Ort und zu fairen Bedingungen' weltweit gewaehrleistet werden kann (vgl. Kuhlen 2003). Zu den Unterzeichnern gehoeren neben Hochschullehrern und Funktionaeren aus dem Bereich der Bibliotheken und Informationseinrichtungen auch Gewerkschaftsmitglieder und Mitglieder des Chaos Computer Club. Die Unterzeichner gehen davon aus, dass nachhaltiges Wissen nur dann entstehen kann, wenn Wissensproduktion und Wissensaustausch prinzipiell frei von unmittelbaren Verwertungsinteressen bleiben. Das kommerziell verwertete Wissen soll dem gegenueber eine Ausnahme sein. Außerdem fordert die Charta Offenheit technischer Standards und offene Organisationsformen, die Sicherung der Privatsphaere im Umgang mit Wissen und Information, die Erhaltung der kulturellen und sprachlichen Vielfalt und die ueberwindung der digitalen Spaltung. Die Unterzeichner sehen in der oeffentlichen Foerderung von nicht-kommerziellen Angeboten eine zentrale Voraussetzung fuer die mediale Vielfalt. Sie fordern die Anerkennung Informationsfreiheit der Buerger als Buergerrecht auf politische Beteiligung und transparente Verwaltung. Mit dieser Initiative gehen die Unterzeichner in die Offensive zu einer Haltung, die die Ausgestaltung der Wissensgesellschaft vor allem unter der Perspektive der Wahrung der Bestandsinteressen der Informationswirtschaft sieht.


5 Fazit: Der schwere Stand von Wissen und Information zwischen kurzfristigen Vermarktungs-Interessen und dem Streben nach Nachhaltigkeit

Kommen wir zum Ende dieses Beitrags noch einmal auf die in der Einleitung angesprochene Diskussion um die Unterschiede zwischen Wissen und Information zurueck. An dieser Stelle kann abschließend konstatiert werden, dass, so berechtigt die Forderung nach einer klaren begrifflichen Trennung der beiden Konzepte ist, bei der Betrachtung des Informationsmarktes Wissen und Information als untrennbar miteinander verbunden erscheinen: Der Erwerb neuen Wissens ueber bestimmte Sachverhalte setzt voraus, dass die Informationen darueber, wo dieses Wissen bereit liegt, allgemein zugaenglich sind. Anders ausgedrueckt, auf dem Markt ist das Geschaeft mit Metainformationen (z.B. Suchmaschinen, Wissensportale) mindestens genauso eintraeglich wie der Handel mit den eigentlichen Wissensressourcen. Bei aller Sorge darum, ob die Maerkte allein auch weiterhin in der Lage sind, einen freien Informations- und Wissensaustausch zu gewaehrleisten, sollte man nicht vergessen, dass aus einer historischen Perspektive das Entstehen eines freien Marktes, zunaechst der Buch- und Zeitschriftenmarkt, eine wichtige Vorbedingung fuer die Entstehung von oeffentlichkeit war, und damit eine Kontrolle der Herrschenden durch die Zivilgesellschaft ermoeglichte (vgl. Habermas 1962).
Die heutigen Wissens- und Informationsmaerkte sind durch ein Nebeneinander von teilweise gegenlaeufigen Tendenzen charakterisiert.
1. Einhegung von Wissen. Der gegenwaertig teilweise zu beobachtende Trend einer Privatisierung von Wissen durch Schaffung exklusiver Nutzungsrechte ist in mehrfacher Hinsicht den im 16. Jahrhundert einsetzenden 'enclosures' in Großbritannien vergleichbar. Diese Einhegungen von urspruenglich gemeinschaftlich genutztem Acker- und Weideland und ihre ueberfuehrung in Privatbesitz hat viele Bauern in wirtschaftliche Not gestuerzt, sie bildete aber auch die Voraussetzung fuer die der industriellen Revolution vorausgegangene Verdoppelung der britischen Agrarproduktion. Der englische Philosoph Steve Fuller erinnert zudem daran, dass oeffentliches Gut auch der gemeinsamen Pflege bedarf und gleich in zweifacher Hinsicht seinen Wert verlieren kann. Zum einen dadurch, dass das Allgemeingut nicht laenger gepflegt wird und zum andern durch die uebernutzung durch zu viele Berechtigte (vgl. Fuller 2001, 192). Auch die 'enclosure' von Wissen und Information ist fuer den Konsumenten in ihrer Auswirkung ambivalent zu beurteilen. Sie kann zum einen bedeuten, dass vormals kostenlose oder beinah kostenlose Wissensprodukte (Kopie eines Zeitschriftenaufsatzes aus dem Bestand einer Bibliothek) jetzt nur noch kostenpflichtig ueber eine Zeitschriftendatenbank zu beziehen sind. Allein die Existenz der recherchierbaren Zeitschriftendatenbank weist andererseits einen Zugewinn an Nutzungskomfort auf, den die ausschließlich in den Raeumen der Bibliothek zu nutzenden gedruckten Zeitschriftenbaende nicht hatten.
2. Die historische Entwicklung der Wissens- und Informationsmaerkte erlaubt allerdings auch die These, dass erst die durch die 'enclosure' erzeugte Bereitschaft, in die Erzeugung von informationellem Mehrwert zu investieren und neue Technologie fuer Produktion und Verteilung von Informationsprodukten zu erzeugen, die Masseninformationsmaerkte hat entstehen lassen, die Informationsprodukte fuer alle erschwinglich machen (vgl. Kuhlen 2002, 17).
3. Schaffung neuer freier 'Wissenszonen' und Robin-Hood-Mentalitaet. Wo der boese Sheriff von Nottingham in Gestalt der multinationalen Informations- und Medienkonzerne Maid Merian um die Nutznießung ihres Eigentums bringt, sind natuerlich auch Robin Hood und seine Maenner im Sherwood Forest nicht weit. So entstehen neben den 'umzaeunten' Wissens- und Informationsbereichen wieder neue freie Wissensraeume - wobei die uebergaenge zwischen kollektivem Aufbau und Pflege alternativer Wissensressourcen (Open Source Bewegung) und dem unrechtmaeßigen Erwerb in Form von bewusst Eigentumsrechte missachtender Piraterie fließend sind.
4. Diese gemeinschaftlichen Wissensraeume entstehen allerdings keineswegs zum Nulltarif. Die Erfahrung zeigt vielmehr, dass diese neuen oeffentlichen Wissensraeume nur dort gedeihen, wo sie intensiv von den 'Gemeindemitgliedern' gepflegt werden (Wikipedia). Aus der Forschung ueber Wissensnetzwerke weiß man, dass Voraussetzung fuer den Bestand von Netzwerken, die Gegenseitigkeit ist, das ausgewogenen Verhaeltnis zwischen Geben und Nehmen. Der unter dem Schlagwort 'connectivity' firmierende Bedeutungsgewinn von auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit beruhenden Netzwerken findet sich sowohl im kommerziellen als auch im oeffentlichen Bereich. Zu denken ist hier auch in die von der Politik besonders gefoerderten Public-Private-Partnerschaft-Modelle. Ein prominentes Beispiel ist das vom Bundesministerium fuer Bildung und Forschung gefoerderte Informationsportal EconDoc, in dem oeffentlich finanzierte Anbieter von Wirtschaftsinformationen (HWWA) und kommerzielle Hosts (GBI) kooperieren.

Die Erhaltung und der Zugang zu den weltweiten Wissens- und Informationsressourcen, die Nachhaltigkeit von Wissen und Information, ist nicht nur erheblichen Gefaehrdungen durch die Privatisierung und ihre Reduzierung auf eine Ware ausgesetzt. Dieser auch haeufig in der fachwissenschaftlichen Diskussion mit dem Begriff der "Kommodifizierung" (Kuhlen 2002, 17) bezeichnete Prozess schraenkt fraglos, wie wir oben an einigen Beispielen gezeigt haben, den Zugang zu Wissen und Information ein. Diese Tendenzen koennen jedoch zumindest teilweise dank der demokratisierenden, gelegentlich auch zur Subversion einladenden Moeglichkeiten des Internet bisher immer nur partiell greifen. Kein Kopierschutz, der nicht auch diejenigen auf den Plan ruft, die den Code knacken koennen. Trotz der ermutigenden Kreativitaet einzelner, die den Reichtum der ueber das Internet zugaenglichen Ressourcen ausmacht, ist die Existenz nachhaltiger Wissensgesellschaften noch einer weiteren schweren Belastungsprobe ausgesetzt: der begrenzten oekonomie der Aufmerksamkeit. Angesichts der kaum zu ueberschaetzenden Bedeutung der Portale, Verzeichnisse und Suchmaschinen fuer das Auffinden von Wissen und Information im Internet, ist es eine zentrale Frage, ob es nicht-kommerziellen Anbietern gelingt, sich in der oekonomie der Aufmerksamkeit einen angemessenen Platz zu verschaffen. Hier sind nicht zuletzt die Multiplikatoren, die Bibliotheken, Schulen und Hochschulen, gefragt, fuer die die Foerderung der allgemeinen Informationskompetenz zu einer zentralen Aufgabe wird (vgl. Rauchmann 2003). Nur wenn die Kunden wissen, dass neben den Supermaerkten auch auf den kleinen Marktstaenden qualitativ hochwertige Produkte angeboten werden, und diese Produkte auch tatsaechlich nachgefragt werden, besteht die Chance, dass Informationsvielfalt auch weiterhin erhalten bleibt.


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1 Hier ist selbstverstaendlich an die Zeit der Aufklaerung und in ihrer Folge die Franzoesische Revolution zu denken. Einen weiteren historischen Hoehepunkt erlebte die Debatte um den Zugang von Wissen und Information im Vormaerz.
2 Ins Deutsche uebersetzt: Es gibt zwei Arten von Wissen. Wir wissen selber ueber ein Thema Bescheid, oder wir wissen, wo wir Informationen ueber dieses Thema finden koennen. Das Zitat bezieht sich auf Johnsons Eigenart, beim Betreten eines Raumes zunaechst die Buchruecken der dort aufgestellten Buecher zu ueberfliegen. Er kommentiert diese Marotte folgendermaßen: Wenn wir uns mit einem Thema beschaeftigen, muessen wir zunaechst wissen, welche Buecher es behandelt haben. Das fuehrt uns dazu, in Katalogen nachzuschauen und auf die Buchruecken in Bibliotheken.
3 Caslon: Size 2002; OCLC 2002 Miscellaneous gibt an, dass 2002 nur noch 8% der oeffentlichen Websites aus dem Jahr 1998 existierten.
4 Unter Transaktionskosten fasst man die Kosten, die entstehen, wenn Wissen oder Information weitervermittelt werden sollen und die beispielsweise fuer die Produktion eines gedruckten Buches um ein Vielfaches hoeher liegen als fuer die Generierung eines pdf-Dokumentes, das im Internet veroeffentlicht wird.
5 "(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu aeußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugaenglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewaehrleistet. [...] (3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. [...]. Grundgesetz fuer die Bundesrepublik Deutschland vom 23. Mai 1949
6 In der Vorrede zum 22 Band von Zedlers Universal-Lexicon hieß es 1732 schlicht: "Wenn einmal eine Wahrheit im oeffentlichen Druck; so kann sich derselben ein ieder bedienen."
7 Ein Unternehmen das allerdings letztlich nur fuer kurze Zeit Profite abgeworfen hat. Die Firmenleitung von Celera hat sich 2002 aus dem Genomgeschaeft verabschiedet, da nach Auffassung der Manager keine Profite mehr mit dem Genomgeschaeft zu machen sind. "Bis sich die Investitionen in die Technik voll auszahlten, waren dieselben - jedenfalls vergleichbare - Genomdaten in oeffentlichen und damit kostenlos zugaenglichen Datenbanken weltweit verfuegbar. Der Ausstieg Celeras war sozusagen nur eine Frage der Zeit, zumal in der gegenwaertigen wirtschaftlichen Krise." (FAZ, 19.6.2002)(sr)
8 fuer die eingeschraenkten Faelle der privaten Nutzung und der Verwendung fuer Lehrzwecke
9 Die Datenbank Trademarkscan wird vom Host Dialog fuer verschiedene Laender angeboten. Eine Recherche mit Ausdruck des Ergebnisses kostet so um die 8 US-$. (Trademarkscan Bluesheet http://library.dialog.com/bluesheets/html/bl0126.html#RT>
10 Kuhlen fuehrt insgesamt 12 unterschiedliche Institutionstypen an, die dem Informationsmarkt zuzurechnen sind: Produktion von Wissen und Wissensobjekten, Speicherung von Wissensobjekten, Verteilung von Wissensobjekten, Durchfuehrung mehrwerterzeugender Informationsarbeit, Sicherung von Informationsdiensten, Telekommunikation, Netzwerke, Hard- und Software, Organisation des Internet, Vermittlung von Informationen, Multimedia, Lern- und Wissensindustrie, elektronische Metainformationssysteme wie Suchmaschinen, Portale und Marktplaetze, elektronische Basis- und Mehrwertdienste wie E-Maildienste und Bereitstellung elektronischer Fachinformationsbanken (Hosts). Vgl. Kuhlen 2002/3, S. 13. Kuhlen hat hier eine ebenso sinnvolle wie beliebige Einteilung getroffen. Wenn man beispielsweise die verschiedenen von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen Berichte "Monitoring Informationswirtschaft" vergleicht, stellt man in jedem Bericht eine leicht andere Schwerpunktsetzung und auch Einteilung des Informationsmarktes fest.
11 Zu denken ist hier an von oeffentlichen Institutionen erarbeitete Informationsportale wie die "Duesseldorfer Virtuelle Bibliothek" http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/ulb/virtbibl.html>
12 CataList weist beispielsweise 74. 882 LIstserver nach. http://www.lsoft.com/lists/listref.html> [Aktualdat. 12.02.2003]. Die Suche nach "food" liefert Hinweise auf so unterschiedliche Listen wie das Food Chemist's Forum mit 412 Mitgliedern und die "Discussion List for Food and Wine" mit 346 Mitgliedern.
13 Hier ist z. B. an den populaeren "Online-Marketplace" ebay http://www.ebay.com> zu denken
14 Varian 2000, Abstract. Im methodischen Teil verweisen die Autoren auf die extremen Schwierigkeiten, die einee solche 'Vermessung' der Informationsmenge entgegenstehen. Insbesondere sind dies: Duplikate, Datenkompressionsrate, Herausrechnen des Anteils von Archiv-Backup-Dateien.
15 "democratization of data". "Original documents created by office workers are more than 80% of all original paper documents, while photographs and X-rays together are 99% of all original film documents." Ebenda, Information produced by medium
16 Die Ergebnisse des OCLC Projektes "Web Characterization" werden auf einer Projektwebsite unter der URL dokumentiert. Die genaue Vermessung des Internet ist wegen der Kurzlebigkeit und der dezentralen Struktur sehr schwierig. Einen aeußerst informativen ueberblick und guten Startpunkt fuer eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema bietet die australische Beratungsfirma Caslon Analytics. URL >
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So unterscheiden sich die Untersuchung z. B. darin, ab wann sie einen Internetnutzer definieren. (Nutzung einmal im Monat oder einmal in der Woche?)
18 Auftragnehmer sind NFO Infratest und das Institute for Information Economics
19 Nach Angaben auf der Website des Fachinformationszentrums Wirtschaft unter der URL: < http://www.fiz-wirtschaft.de/gbi/gbi.htm> zit. 10.04.2003.
20 Beleg fuer die Januskoepfigkeit dieser Fragestellung ist z. B., dass sich in Deutschland gleich zwei Ministerien, naemlich das Bundesministerium fuer Wirtschaft und Technologie und das Bundesministerium fuer Wirtschaft und Forschung mit groß angelegten Studien mit der Informationsversorgung beschaeftigen.
21 Zugang ueber Pathfinder. [Zit. 25.04.2003]. http://www.pathfinder.com/pathfinder/index.html>
22 Google. AdWords. Programm Overview. Das Programm ermoeglicht dem Kunden seinen Anzeigen bestimmte Schlagworte hinzuzufuegen. Die Treffer werden nach einem festgelegten Ranking Algorithmus auf der Google Website in einem separaten Feld angezeigt. Der Kunde muss nur zahlen, wenn die Anzeige wirklich angezeigt wird. Das Ranking der Anzeige haengt davon ab, wieviel der Kunde pro Klick zu zahlen bereit ist. https://adwords.google.com/select/overview.html>
23 Bei der Vielfalt der beteiligten Gruppen, von der Bund-Laender-Kommission fuer Bildungsplanung und Forschungsfoerderung ueber die Staendige Konferenzen der Kultusminister der Laender, den Wissenschaftsrat und die Hochschulrektorenkonferenz, sowie verschiedenen Interessenvertretungen wie der Boersenverein, da besonders Arbeitskreis fuer Elektronisches Publizieren, der Deutsche Bibliotheksverband, die Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbaende ist es nicht verwunderlich, dass die Little-Studie einen erheblichen Koordinationsbedarf konstatiert. Vgl. Little 2002, 3
24 Mozilla bezieht sich auf den Namen des LINUX Browsers, der als Open-Source-Software erhaeltlich ist.
25 Die Wikipedia basiert auf dem Konzept der sogenannten Wikis, das sind im WWW veroeffentlichte Webseiten, die von den Benutzern direkt am Bildschirm in einer Editbox veraendert werden koennen. http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Was_ein_Wiki_ist>



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