WS 2000/2001 - Externe Informationsbeschaffung - Spree - Arbeitsaufgaben

Lösung zur Arbeitsaufgabe 5:

"Qualitätskontrolle von Informationsangeboten"
 

Vorige Woche hat Frau Spree folgende Mail erhalten:

Liebe Freundinnen, liebe Freunde,
wir möchten Euch bitten, der folgenden Mitteilung ein bisschen
Aufmerksamkeit zu schenken. Es handelt sich um etwas, mit
dem wir alle, Männer sowie Frauen uns auseinandersetzen müssen. Ich
weiss nicht, ob diese Initiative irgendein Ziel erreichen
wird, aber widme bitte einige Minuten deines Lebens, um selbst einen
kleinen Beitrag zu leisten.
Madhu, die Regierung von Afghanistan, hat einen Krieg gegen Frauen
erklärt. Seitdem die Taliban in 1996 an die Macht
kamen, müssen Frauen den Burqua tragen und wurden öffentlich geschlagen
und gesteinigt, weil sie nicht die vorgeschriebene
Kleidung trugen, auch wenn sie nur die Augen nicht vorschriftsgemäß
verdeckt hatten. Eine Frau wurde zu Tode gesteinigt, weil
sie versucht hatte, das Land mit einem Mann zu verlassen, der nicht mit
ihr verwandt war. Frauen dürfen nicht arbeiten und
nicht ohne einen männlichen Verwandten in der Öffentlichkeit erscheinen.
Dozentinnen, Übersetzerinnen, Ärztinnen,
Rechtsanwältinnen, Künstlerinnen, Schriftstellerinnen waren gezwungen,
ihre Arbeit aufzugeben, und wurden dadurch
gezwungen zuhause zu bleiben. Wohnungen, in denen eine Frau lebt, müssen
undurchsichtige Fenster haben, so dass sie von
ausserhalb nicht gesehen werden können. Frauen müssen geräuschlose
Schuhe tragen, so dass sie nicht gehört werden. Die
Frauen leben in einer ständigen Angst um ihr Leben, das sie wegen jeder
kleinen Missachtung der Gesetze verlieren könnten.
Frauen die keine männlichen Verwandte haben, müssen betteln oder
verhungern, weil sie nicht arbeiten dürfen. Die Depression
hat die Notgrenze erreicht. In einer solchen Gesellschaft gibt es keine
Möglichkeit, die tatsächliche Diffusion von Selbstmord
festzustellen. Leute, die im Land arbeiten, schätzen, dass der
prozentuale Anteil von Frauen, die sich das Leben nehmen, stark
angestiegen ist. Frauen finden keinen Ausweg aus ihrer Depression und
suchen den Freitod, um nicht unter solchen....

Zutiefst betroffen hat Frau Spree die Mail sofort unterschrieben und an ihre Freundinnen weitergeleitet.

Nein, Frau Spree hat nicht genug getan. Sie hat die Mail kritisch gelesen und befunden, dass die Inhalte mit ihrem Alltagswissen über Afghanistan übereinstimmen. Zudem hat sie unter den UnterzeichnerInnen eine Reihe von Personen wiedergefunden, die ihr vertrauenswürdig erschienen. Das reicht nicht aus. Frau Spree hatte keinerlei Gewähr dafür, dass diese Unterschriften echt waren. Als verantwortliche Nutzerin sollte Frau Spree grundsätzlich Kettenbriefen gegenüber mehr als skeptisch sein. Sie hätte wissen sollen, dass zahlreiche Provider NutzerInnen, die Kettenbriefe verschicken, von Ihrem Service ausschließen.
Selbst wenn sie sich entschlossen hätte, diese Verantwortung auf sich zu nehmen, da ihr das politische Anliegen zu wichtig war, hätte sie sich über die Vertrauenswürdigkeit der Aktion informieren können.
Eine gute Anlaufstelle hierzu bietet die TU-Berlin: http://www.tu-berlin.de/www/software/hoax.shtml

Schauen Sie selber nach, was Frau Spree hier hätte erfahren können.