Im Jahre 1958 richtete das US-Verteidigungsministerium eine Arbeitsgruppe namens »ARPA« (»Advanced
Research Projects Agency«) ein, die nach neuen Ideen und Technologien Ausschau halten sollte. ARPA
handelte dabei nur als Investor und Koordinator für wissenschaftliche Projekte in Universitäten und
Forschungsinstituten, deren Ergebnisse bei entsprechender Eignung dem Militär zu überlassen waren oder
alternativ privatwirtschaftlich genutzt werden durften.
Der erste Schritt der ARPA in die Informationstechnologie wurde 1962 mit der Gründung des IPTO
(»Information Processing Techniques Office«) gelegt, dessen Leitung von Joseph Carl Robnett Licklider
übernommen wurde. Licklider war ein Visionär, der schon frühzeitig erkannte, daß Computer nicht nur zu rein
wissenschaftlichen Zwecken genutzt werden sollten, sondern in Zukunft dank interaktiver und intuitiver
Bedienung immer größere Verbreitung finden würden. Dazu gehörte seiner Meinung nach auch die Vernetzung
von Computerpower und er unterstützte viele Pionierprojekte in diese Richtung.
IDa die ARPA zur damaligen Zeit ein relativ knappes Budget hatte, machte man sich vor der Anschaffung neuer
Großrechner Gedanken, da man nicht jeder Forschungseinrichtung einen Großrechner spendieren konnte. 1966
wurde die Idee geboren, die ARPA-eigenen Rechner zu vernetzen und somit einzelne Großrechneranlagen
kostengünstig allen angeschlossenen Rechnern zugänglich zu machen.
Diese geniale Idee wurde bis Ende 1969 mit dem ARPANet realisiert,
daß zunächst vier Forschungseinrichtungen in Los Angeles (University
of California), Menlo Park (Stanford Research Institute), Santa
Barbara (University of California) und Salt Lake City (University of
Utah) über gemietete Telefonstandleitungen miteinander verband.
In allen vier teilnehmenden Forschungseinrichtungen standen vier
verschiedene und zueinander völlig inkompatible Systemplattformen, so
daß ein neuartiger Weg zum Vernetzen gegangen wurde: Man schloß
jeden Rechner an einen sogenannten IMP (»Interface Message
Processor«) an, der als Zwischenglied zwischen Netzwerk und Rechner diente. Die IMP waren wiederum mit
mindestens zwei anderen IMP innerhalb des ARPANets verbunden. Die gemieteten Telefonleitungen hatten eine
Bandbreite von 50 kbps. 1970 kamen die Havard University und das Massachusetts Institute for Technology in
Boston dazu, 1971 bildeten schon fast vierzig Einrichtungen das ARPANet.
Das grundlegende Übertragungsprotokoll im ARPANet war das NTP (»Network Transfer Protocol«), daß eine
paketorientierte Übertragung vornahm. Eine Datei wird beim Absender in viele kleine Päckchen zerlegt. Jedes
Päckchen enthielt unter anderem Absender- und Ziel-Adresse und wurde einzeln von IMP zu IMP übertragen,
die Route wurde je nach aktueller Leitungstopologie von jedem IMP autark bestimmt.
Die ersten beiden Dienste im ARPANet waren Telnet und FTP (»File Transfer Protocol«). Mit Telnet wurde es
ermöglicht, einen anderen Rechner per Netzverbindung zu steuern und mit ihm zu arbeiten. FTP wurde zur
Datenübertragung jeglicher Art genutzt. Mit diesen beiden Protokollen war zwar das bequeme Arbeiten mit
entfernten Rechnern möglich, jedoch nicht mit anderen Wissenschaftlern. Es fehlte eine interaktive
Kommunikationsplattform, die mit der Erfindung der eMail (»Electronic Mailing«) 1971 schlagartig erschlossen
wurde. Innerhalb weniger Monate schoß das Datenaufkommen der versendeten eMails in immense Höhen,
Mailinglisten ermöglichten die Bildung von Benutzergruppen.
Ab Mitte 1968 trafen sich regelmäßig Mitarbeiter der damals vier teilnehmenden Computerzentren, um ihre
Aktivitäten zu besprechen und zu koordinieren. Diese Gruppe nannte sich NWG (»Network Working Group«)
und zeichnete für viele Projekte und Dienste des ARPANets verantwortlich. Die NWG war auch Begründer der
RFC-Reihe (»Request For Comments«), mit der technologische Fragen und Spezifikationen festgelegt und der
Internet-Gemeinschaft präsentiert wurden. Noch heute tragen alle RFC in der ersten Zeile die Kennung
»Network Working Group«.
Schon nach wenigen Jahren zeigte sich, daß das bisherige Übertragungsprotokoll NTP den Anforderungen nicht
mehr gewachsen war. Gerade die Integration von verschiedensten Netztechnologien war nahezu unmöglich,
weshalb Anfang der siebziger Jahre verstärkt nach einer neuen Übertragungstechnik geforscht wurde, die
ebenfalls paketorientiert arbeiten sollte. Dazu wurde 1973 von der IPTO das »Internet Program« ins Leben
gerufen, das ein einheitliches Übertragungsprotokoll entwickeln sollte, damit verschiedenste Netze unter einem
einheitlichen Protokoll arbeiten und miteinander verbunden werden konnten.
Das Ergebnis war TCP (»Transmission Control Protocol«), das für die fehlerfreie Paketübertragung sorgte,
indem der Versand jedes Pakets überwacht wurde. Zu Beginn war TCP auch für die Adressierung im Netz
zuständig, erst 1980 wurde für die Adressierung ersatzweise das leistungsfähigere IP (»Internet Protocol«)
eingeführt.
Ende der siebziger Jahre entstand das Problem, daß nur die wenigsten Akademien für Computerwissenschaften
an das ARPANet angeschlossen waren, da nur Akademien einen Anschluß bekamen, die auch Forschung für die
ARPA betrieben.
Aus diesem Grund trafen sich im Mai 1979 Vertreter von sieben großen Universitäten, um über die Einrichtung
eines eigenen Datennetzes zu diskutieren. Als Ergebnis wurde von der staatlichen NSF (»National Science
Foundation«) das CSNet (»Computer Sciences Network«) gestartet, das allen Universitäten mit
computerwissenschaftlichen Akademien offenstand.
Im Laufe der Zeit wuchs auch das Interesse von Wissenschaftlern aus anderen Fachbereichen, so daß 1984 das
CSNet zum TCP/IP-basierten NSFNet umgewandelt wurde, zu dem alle US-Universitäten und deren
Wissenschaftler Zugang hatten. Eine Besonderheit des NSFNets war, daß es auch Ressourcen des ARPANets
mitbenutzte. Dafür durften Teilnehmer des ARPANets auch die Rechner im NSFNet benutzen.
Die darauffolgenden Jahre waren geprägt von der Entwicklungsfreudigkeit der Wissenschaftler und engagierten
Nutzer, die das Internet nutzten. Insbesonders der eMail-Verkehr nahm immer mehr zu und ermöglichte eine
weltweite Zusammenarbeit von Arbeitsgruppen.
Ein Schattendasein führte in den ersten Jahren nach seiner Erfindung z.B. das IRC (»Internet Relay Chat«). Mit
IRC konnte man nahezu in Echtzeit Texte zwischen mehreren Personen austauschen, die alle an einem
IRC-Server-Netz angebunden waren. Dank fehlender Öffentlichkeit betrieben nur wenige Universitäten
IRC-Server, dementsprechend klein waren die Benutzerzahlen.
Ein weiterer, wichtiger Schritt zum universellen Kommunikationsnetz war die Entwickung des Dienstes Gopher:
Gopher ermöglichte es, reine Textdateien hierarchisch auf einem Server anzulegen und herunterzuladen. Doch
erst ein anderer Dienst eröffnete das Internet für die breite Öffentlichkeit: Das WWW.
Genau diesen Gedanken hatte der Brite Tim Berners-Lee, damals Informatiker am »CERN«, dem Institut für
Teilchenphysik in Genf, als er im März 1989 einen neuartiges Hypertextsystem für das hauseigene Intranet
vorschlägt: Das World Wide Web bietet eine gut durchdachte Bedienoberfläche, die mit speziellen Programmen,
den Browsern angezeigt werden kann.
Besonders hervorstechend sind die Fähigkeiten des WWW, Text, Grafik, Töne und Videos zu multimedialen
Präsentationen zu verbinden. Eine weitere Neuerung stellen die Hyperlinks dar, mit denen aus jedem
WWW-Dokument zu einer anderen Ressource im Internet verwiesen werden kann. Erstmals ist es möglich, ohne
größeres Fachwissen einen Dienst zu bedienen und eigene Informationen aufzubereiten und im Internet zu
veröffentlichen.